Die Bibel kennt die kommende, antichristliche und endzeitliche Totalüberwachung.

Der Bruder aber wird den Bruder zum Tod überliefern
und der Vater das Kind; und Kinder werden sich erheben
gegen die Eltern und sie zu Tode bringen.
Matthäus 10,21
Wenn wir als Abiturienten über den Überwachungsstaat
sprachen, dann meinten wir oft
ein Knacken in der Telefonleitung zu vernehmen,
als seien die Abhör-Agenten schon am Werk, dass
also schon jemand mithörte. Im schlimmsten Fall
fürchteten wir eine persönliche Beschattung durch
ominöse Männer mit Sonnenbrillen und in grauen
Trenchcoats. 25 Jahre ist das Ganze her und mutet
heute an wie eine harmlose Kinderfantasie.
In der Tat, Überwachung hat eine weitaus größere
Dimension angenommen: Während ich diese Zeilen
schreibe, frohlocken Deutschlands Datenschützer
gerade darüber, dass der Bundesgerichtshof
das Gesetz zur sogenannten Vorratsdatenspeicherung
»gekippt« hat. Die Freude wird wahrscheinlich
nicht lange andauern, denn Experten sind sich
einig, dass es möglich sein muss, Telefonverbindungen
mindestens 6 Monate lang speichern zu
dürfen, um Terrorismus und Kriminalität besser
bekämpfen zu können.
Also ist es eine Eintagsfliege, diese Freude, denn
auch auf dem Gebiet des Datenschutzes und der
Bewahrung der Privatsphäre (heute besser bekannt
als »privacy«) werfen die düsteren Ereignisse
der Weltnacht ihre langen Schatten voraus. Es muss
dem kommenden »großen Diktator« nämlich möglich
sein, die Menschen, die er regiert und verführt,
zu überwachen, im besten Fall sogar ihre
Gedanken kontrollieren zu können, um sie manipulierbar
zu machen.
Dass wir dabei in unseren Reisen und Bewegungen
beobachtbar und kalkulierbar sind, indem
uns unser Handy jederzeit ortbar macht, scheint
mir dabei noch das kleinere Übel zu sein. Das weit
größere ist wahrscheinlich das, dass wir auch in
unseren inneren Bewegungen immer transparenter
werden: unsere Vorlieben, unsere Gedanken,
unsere Meinungen, unsere Ängste, unsere Weltanschauungen.
Ich habe einen Freund, seines Zeichens Netzadministrator
und Computerfachmann, der anlässlich
solcher Diskussionen müde lächelt, um
dann abschließend einen kurzen, aber wahrhaft
beängstigenden Satz zu sagen: »Google vergisst
nichts!« Wenn er recht hat, ist die Diskussion um
die Vorratsdatenspeicherung im Vergleich zum
Datenmissbrauch im Internet tatsächlich nur eine
harmlose Angelegenheit.
Man warnt uns ja immer wieder: Jeder, der im
Netz surft, hinterlässt Spuren. Aber keiner von uns
scheint das so recht zu glauben oder ernst nehmen
zu wollen. Es ist so wie in »Biedermann und die
Brandstifter«: Keiner möchte wahrhaben, dass die
Dinge so kommen, wie sie angekündigt worden
sind. Und außerdem: Wer von uns will oder kann
heute noch auf das Internet mit seinen vielen Vorteilen
verzichten?
Spielen wir aber doch einmal das »Worst-Case-
Szenario«, den schlimmstmöglichen Fall, durch:
Alle Daten, die Du bei der Benutzung der Suchmaschine
»Google« eingibst, werden gespeichert
und zu einer »Maske« Deiner Persönlichkeit zusammengefügt.
Irgendjemand wüsste dann ganz
genau, wohin Du gerne in Urlaub fährst, welche
Literatur Du liest, welches Deine Gedanken zu
aktuellen Themen sind etc. Wenn Du zudem noch
»bloggst«, »twitterst« oder »facebookst«, dann bist
Du sowieso transparent wie eine japanische Teehauslampe.
Nun wirst Du vielleicht sagen, dass diese Daten,
die da gesammelt und geordnet werden, dem
Datenschutz vonseiten der Provider und Firmen
unterliegen. Politik und Wirtschaft aber sind heutzutage
so eng miteinander verknüpft, dass es
relativ schwer zu sagen ist, wer ohne wen nicht
kann. Das heißt, dass ein Global Player wie etwa
Microsoft irgendwann auch einmal unanständige
politische Angebote erhalten wird – oder umgekehrt.
Wenn dies nicht schon längst geschehen
ist!
Die Diskussion, inwiefern Europa bereit ist, die
SWIFT-Einsicht durch die amerikanischen Behörden
zu erlauben, währt sicherlich auch nicht mehr
lang. Denn auch hier sind sich die Experten einig,
dass es im Rahmen der internationalen Bekämpfung
von Wirtschaftskriminalität und Terror möglich
sein muss, im Bedarfsfall in die Bankbewegungen
aller Bürger Einsicht nehmen zu können. Also
ist auch die relative Lüftung des Bankgeheimnisses
nur noch eine Frage der Zeit.
Den Rest werden tatsächlich persönliche Observationen,
Abhöraktionen und Überwachungen besorgen.
(Wir lagen als Abiturienten also gar nicht
so falsch!) Das große dreckige Geschäft der allgemeinen
Überwachung ist wahrscheinlich schon
im vollen Gang, während wir uns noch die Köpfe
über das Für und Wider zerbrechen.
Zu Recht beunruhigt uns die Tatsache, dass, egal
wohin wir gehen, uns Kameras begleiten, die wie
ein allgegenwärtiges magisches Auge über uns
wachen, in der Garage unserer Schule, im Supermarkt
direkt um die Ecke (der diese Geräte
übrigens schon seit Langem zur Überwachung
seiner eigenen Mitarbeiter einsetzt), ja sogar im
Schwimmbad oder in der Sauna, wo wir unsere
Hüllen fallen lassen. Wir sind »nackter« als wir
denken, und irgendjemand beobachtet uns ständig.
Da ist auch die derzeitige Diskussion um den sogenannten
Nacktscanner an Flughäfen, gelinde
gesagt, ein mediales Ablenkmanöver und überwachungstechnisches
Blendfeuer, das uns den
Blick weglenken soll von dem wirklich großen
Geschäft der Überwachung.
Wenn wir beispielsweise England besuchen wollen
und am Airport Heathrow als unbescholtene Bürger
durch die Flughafenkontrollen trotten, dann
werden wir dort bereits biometrisch gescannt.
Die dabei erhobenen Daten werden in gigantische
Computersysteme eingegeben, die es ihrerseits
möglich machen, jeden jederzeit in der Hauptstadt
des Empires aufzuspüren. Denn auch London wird
von tausend digitalen Augen bewacht.
Wahrscheinlich war es nicht umsonst so, dass
Orwell sich für seine Utopie des »Großen Bruders
«, der alles über Dich weiß, gerade England
als Setting aussuchte. Aber der »Big Brother«
wird nicht so sehr über einen Container mit 10
bis 20 Menschen wachen, sondern über Dich und
mich – da, wo wir arbeiten, schlafen, feiern und
lieben. Hierbei werden all die technischen Er92
rungenschaften, über die wir uns freuen und die
wir gebrauchen, für ihn die geeigneten Mittel zur
Erfassung sein.
»Aber der größte Lump im ganzen Land bleibt der
Denunziant«, der – wenn das Kopfgeld hoch genug
ist – bereit sein wird, Dich anzuzeigen, wenn Du
Dich nicht systemkonform verhalten wirst.

www.clv-server.de/pdf/256136.pdf

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