Reich-Ranicki: “Sich mit dem Tod auszusöhnen ist unmöglich“

„Focus“ befragte die Verstorbenen über den Tod:
Sie waren im Warschauer Ghetto als junger Mann stärker mit dem Tod konfrontiert als andere Menschen in ihrem ganzen Leben. Hat das Ihre Einstellung zum Tod verändert?
Der Tod war eine reale Erfahrung im Ghetto. Wenn meine Frau und ich morgens aus dem Haus gingen, mussten wir über Leichen steigen, die auf den Straßen lagen. Sie wurden in offenen Holzkarren abgeholt. Tosia und ich lernten uns mit 19 kennen an dem Tag, an dem sich Tosias Vater im Ghetto an seinem Hosengürtel erhängt hatte. Er lag tot im Nebenzimmer. Tosia hatte ihn erst Minuten vorher entdeckt. Zwei Jahre später mussten wir uns von meinen Eltern Helene und David trennen, als sie aus dem Ghetto abtransportiert wurden. Wenige Tage darauf hörten Tosia und ich, dass sie in den Gaskammern von Treblinka ermordet worden waren. Der Tod ist für mich so etwas sehr Reales geworden.

Der Tod gehört zu den wichtigsten Themen der Literatur. Was kann man aus der Literatur über den Tod lernen?
Einem wirklichen Schriftsteller kann es gelingen, uns an den Tod zu erinnern. An unseren ganz persönlichen Tod. Jeder weiß, dass das Leben irgendwann endet. Aber selten machen wir uns klar, dass wir selbst es sind, die sterben werden. Während die Welt ungerührt weiterexistiert. Literatur öffnet uns manchmal für Momente die Augen für diese Wahrheit, vor der wir sie sonst zumeist schließen.
Hilft Ihnen die Literatur, um mit dem Gedanken an den eigenen Tod fertigzuwerden?
Mit dem Gedanken an den Tod kann man nicht fertigwerden. Er ist völlig sinnlos und vernichtend. Die Literatur hilft vielleicht dabei, sich das unvermeidliche Ende des Lebens bewusst zu machen. Aber damit fertigwerden? Es gibt Menschen, die sich selbst töten, wie Kleist, Tucholsky, Hemingway. Sie wollen nicht mehr leben. Aber ich bezweifle, dass sie mit dem Tod fertiggeworden sind. Sich mit dem Tod auszusöhnen ist unmöglich. Selbstmörder wählen den Tod, weil er für sie das kleinere Übel ist als ein unerträgliches Dasein.“ www.focus.de/kultur/buech…moeglich_aid_1104911.html

Kannte Marcel Reich-Ranicki diesen Vers aus Gottes Wort? Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt  Johannes 11,25

Kommentare

  1. ali

    »Gott hat alles gut gemacht, auch hat er die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt.«

    Prediger 3,11;

    »Gott hätte sicherlich solch ein Wesen wie den Menschen nicht nur für einen Tag geschaffen. Nein, der Mensch ist für die Unsterblichkeit geschaffen.«

    Abraham Lincoln

  2. Christian

    “Nein. Es gibt kein Weiterleben nach dem Tod. Das ist Wunschdenken.”
    Jetzt wird er erkannt haben, dass mit dem Tod doch nicht alles aus ist!

    Und warum hat ihn ein solches Denken nicht zu der Erkenntnis gebracht, dass das Leben so keinen Sinn hätte?

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