Ein sehr mutige Palestinenserin erzählt aus ihrem Leben:

„Mein Name ist Christy Anastas. Ich bin Palästinenserin und wurde in Bethlehem geboren. Ich bin Christin. Vielen Dank, dass Sie diesen Text hier lesen. ….. Ich wurde während der ersten Intifada geboren. Intifada bedeutet Aufstand. Nach der ersten Intifada lebten wir in einer sehr friedlichen Zeit, mit Arabern, Moslems, Juden und Christen, die Seite an Seite lebten. Es war wunderschön. Als ich elf Jahre alt wurde, im Jahr 2000, begann die zweite Intifada. Das Haus meiner Kindheit stand vor einem Gebäude, das für Juden sehr bedeutsam war. Damals begann mein Volk, das jüdische Gebäude zu attackieren, Tag und Nacht. Am Tag warfen sie Steine und Bomben, in der Nacht schossen sie. Sie wussten, dass in der unmittelbaren Nähe auch Palästinenser lebten….
Zur selben Zeit lebte mein Onkel in einer Gemeinde in Bethlehem. Er musste Dschizya zahlen, weil er ein Christ war. Dschizya ist eine Schutzsteuer, die jeder zahlen muss, der kein Moslem ist, um in der Region sicher leben zu können. Sie nennen es eine Steuer. Ich nenne es Mafia. Irgendwann bemerkte mein Onkel, dass die palästinischen Behörden, die Raketen gegen Israel aus christlichen Nachbarschaften feuerten, damit bei einer Verteidigung von Israels Seite zwar Palästinenser, aber in in erster Linie Christen sterben würden. Daraufhin weigerte sich mein Onkel, die Schutzsteuer weiter zu bezahlen. Er wurde festgenommen und des Verrats beschuldigt. Weil sie ihm aber nichts weiter vorwerfen konnten, ließen sie ihn frei. Ein paar Tage später wurde er vor seinem eigenen Haus ermordet. Sie schossen ihm ins Herz…….
Ich studierte internationales Recht, Meinungsfreiheit und Menschenrechte. Zur selben Zeit lernte ich jedoch auch das Wesen unseres palästinensischen Rechtssystem kennen. Es ist ein sehr interessantes System und nennt sich ʿUrf. Es ist eine Kombination aus Scharia und Stammesrecht. Unser Stammesrecht ist aus der Kultur der Beduinen erwachsen. Die Werte der Beduinenkultur zeichnen sich durch die, wie wir es nennen, drei Ws aus: Women (Frauen), Wealth (Reichtum) und War (Krieg). Als ich von dieser Sache erfuhr, hielt ich inne und entschied, einen Schritt zurück zu gehen, um ein größeres Bild zu sehen, vor allem als Araberin. …..
Ich bin gebürtige Christin. Mein Glauben ist nicht wirklich stark. Als junge Erwachsene jedoch stolperte ich über diesen biblischen Vers:

“Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen; nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern machte, da ich sie bei der Hand nahm, dass ich sie aus Ägyptenland führte, welchen Bund sie nicht gehalten haben, und ich sie zwingen mußte, spricht der Herr;sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel machen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben; und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein.” (Jeremia 31, 31-33)

Dieser Vers forderte mich in meinem Kern heraus. Ich dachte, dieser Vers ist mehr als bizarr. Wenn Gott wirklich existiert und dieser Vers, der ebenfalls im Koran zu finden ist, stimmt, dann finde ich den Beweis für seine Richtigkeit. Es war die junge Anwältin, die damals aus mir sprach. Ich schaute mir daher alle Kriege an, in denen Israel jemals involviert war. Der interessanteste Krieg war der Yom-Kippur-Krieg.

In der militärischen Logik ist es eigentlich klar: Einen Vier-Fronten-Krieg kann man nur verlieren. Im Norden wurde Israel von Libanon und Syrien attackiert, im Osten von Jordanien und im Süden von Ägypten. Libanon fiel schnell. Im Norden hatte Israel nur hundertfünfzig Panzer. Syrien aber hatte eintausendvierhundert Panzer. Im Süden hatte Israel ein Heer von fünfhundert Soldaten. Das ägyptische Heer jedoch umfasste achtzigtausend Soldaten. Israel gewann den Krieg dennoch und eroberte mehr Land. Das waren keine Superkräfte, die dort am Werk waren. Für mich war es die Hand Gottes. Das war mein Beweis für die Richtigkeit des Vers.

Nachdem ich das für mich erkannt hatte, dachte ich, ich besitze das Recht auf freie Meinung und alle Menschenrechte, ich werde diese Rechte ausüben und meine Überzeugungen teilen. Ich fing daher an, meine Überzeugungen mit einer kleinen Gruppe zu teilen. Ich erklärte, dass Gott das Land Israel seinem Volk als Zeichen seines ewigen Bundes gegeben hat, und es Zeit wird, dies zu akzeptieren. Lasst uns zwei Staaten errichten, sie dort, wir hier. Let’s move on and get a life! Ich erklärte weiter, wenn Ihr nicht meinem Glauben folgen möchtet, dann schaut Euch die Welt an. Wieviele christliche Länder gibt es? Wieviele muslimische Länder? Warum können die Juden nicht ein einziges Land haben? Eine sehr einfache Frage.

Nach meinem ersten Treffen mit einer kleinen Gruppe junger Menschen dauerte es keine vierundzwanzig Stunden und ein Familienmitglied rief mich an und bat mich, ihn zu treffen. Als wir uns trafen nahm er eine Pistole, richtete sie an meinen Kopf und sprach: “Ich habe eine Kugel, nur eine Kugel. Ich jage sie Dir in den Kopf und beende Dein Leben! Du spielst mit dem Feuer und ich werde eher Dich verbrennen, als dass Du Deine Familie verbrennst. Ich wurde geschickt, Dich zu stoppen.”

Ich wurde mit dem Tod bedroht, weil ich meine Überzeugungen und Meinungen geteilt hatte. Israelis bedrohen uns nicht, weil wir unsere Meinungen teilen, Palästinenser schon! Ich war geschockt, wütend und zornig, aber ich konnte nicht aufhören. Ich teilte meine Ansichten weiterhin. Ich bin ein Mensch.

Ich ging in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, um noch mehr zu verstehen, was den Juden angetan worden war. Als ich mich selbst in ihre Lage versetze, da verstand ich auf einmal, warum sie taten, was sie so aggressiv taten und warum sie es weiterhin tun. Ich verstehe es. Ich rechtfertige es nicht. Ich verstehe es! Es ist wegen all dem, was geschehen ist. Es gibt immer einen Grund. Es ist keine Rechtfertigung, nur ein Grund. Sie sind überängstlich! Warum? Plötzlich verstehst Du warum!“ tapferimnirgendwo.com/2014/06/06/ich-palastinenserin/

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