Ukraine-Krise — was steckt wirklich dahinter?

Bere­its 1970 beschrieb der dama­lige US-Sicherheitsberater Brzezin­ski die Staaten im Umfeld der Sow­je­tu­nion, um die man sich genauer küm­mern müsse. Das sei notwendig, da es his­torisch gese­hen nicht nor­mal sei, dass es zwei Super­mächte gäbe. Der Kampf sei so lange fortzuführen, bis es nur noch eine gebe, und das wür­den die USA sein.

Nach dem Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion beschrieb das der sehr bekan­nte Kolum­nist der New York Times, Thomas Fried­mann, so:

“Wir erwarten von euch Russen, dass ihr euch wie eine west­liche Demokratie ver­hal­tet, aber wir wer­den euch behan­deln, als wäret ihr weit­er­hin die Sowjetunion…Der Kalte Krieg ist für euch vor­bei, aber nicht für uns.”
Quelle: TOPIC August 2014

Wenn man die Ukraine-Krise in diesem Licht sieht, wird auf ein­mal klar, um was es geht und dass wir — wieder ein­mal — ganz schön hin­ters Licht geführt wer­den sollen.

Warum eigentlich macht man der Ukraine schon seit Jahren Avan­cen in Sachen EU? Bis­lang kam es zu keinem konkreten Ergeb­nis. Die Aus­sicht, mit der EU assozi­iert zu sein, hat ins­beson­dere bei den West-Ukrainern große Hoff­nun­gen geweckt.

Aber kann die hochver­schuldete (und kor­rupte) Ukraine wirk­lich ein begehrenswerter Part­ner sein, denkt man an die bere­its vorhan­de­nen EU-Schuldenstaaten? Als ich hörte, dass die US-Firmen Exxon und Chevron bere­its Inter­esse an den Ölvorkom­men in der Ukraine geäußert haben, schien mir klar, woher der Wind weht.

Aber es geht nicht allein ums Öl. Gemäß der US-Amerikanischen Dok­trin, dass es in der Welt nur eine Groß­macht, näm­lich die USA, geben kann, geht es in Sachen Ukraine auch darum, Rus­s­land mehr und mehr einzukreisen und die west­liche Ein­flusssphäre, unter Führung der USA, immer näher an Rus­s­land her­anzuschieben, wobei die EU eine Vor­re­it­er­rolle spielt. Denn wo die EU Wurzeln schlägt, ist über kurz oder lang auch die Nato nicht mehr weit.

Nun ist die Ukraine als Puffer­staat für Rus­s­land von strate­gis­cher Bedeu­tung. Ins­beson­dere die Hal­binsel Krim, weil dort die atomar gerüstete rus­sis­che Schwarzmeer­flotte sta­tion­iert ist und weil sich hier der einzige Zugang zum Mit­telmeer und damit zum Atlantik befindet.

Dem rus­sis­chen Präsi­den­ten Putin kon­nte diese Entwick­lung in Sachen EU keines­falls gefallen, zumal man das Ver­sprechen Rus­s­land gegenüber, die NATO nicht weiter nach Osten auszudehnen, bere­its mehrfach gebrochen hatte. Putin bot der ukrainis­chen Regierung deshalb eine sehr großzügige finanzielle Hilfe an, die viele Prob­leme gelöst hätte.

Nach­dem sich der ukrainis­che Präsi­dent für die Hilfe aus Rus­s­land entsch­ieden hatte, kam es in Kiew zum “Volk­sauf­s­tand”, was von unseren Medien ver­ständ­nisvoll kom­men­tiert wurde. Hinzu kam, dass hochrangige Poli­tiker die Anführer der Revolte empfin­gen, diesen ihre Sol­i­dar­ität und Unter­stützung bekun­de­ten, womit das Ganze weiter ange­heizt wurde.

Die “Masse der Ukrainer”, die unbe­d­ingt den Anschluss an den Westen wollte – und den Westen möglicher­weise nur aus dem Wer­be­fernse­hen kennt – wollte die Regierung zu einer entsprechen­den Entschei­dung zwin­gen. Man putschte dann so lange, bis es zum Sturz der reg­ulären Regierung kam, wodurch das Land zunächst führer­los wurde.

Die Bevölkerung der Ukraine besteht aber nicht nur aus Ukrain­ern, son­dern auch aus Russen, die im Osten der Ukraine, im Bere­ich von Donezk, dem indus­triellen Zen­trum der Ukraine, wohnen.

Ohne dieses indus­trielle Zen­trum, das enge Bindun­gen an Rus­s­land hat, wäre die Ukraine prak­tisch nur noch ein Agrarstaat. Putin kann auf die Ostukraine, in der derzeit die Sep­a­ratis­ten das Sagen haben, keines­falls verzichten, weil das die rus­sis­che Waf­fen­schmiede ist, ohne die kein rus­sis­ches Waf­fen­sys­tem liefe.

In der Ost– und Südukraine sind hochspezial­isierte Rüs­tungs­be­triebe ange­siedelt, die auch über die Zugangscodes zu den Atom­raketen ver­fü­gen sollen. Putin wird niemals zulassen, dass dies alles in die Hände der NATO fällt.

Von Anfang an fühlten sich die in der Ostukraine wohnen­den Russen mehr nach Rus­s­land hinge­zo­gen. Und was den einen recht ist, war den anderen bil­lig, weshalb es hier zu prorus­sis­chen Demon­stra­tio­nen kam, aus denen her­aus die mask­ierten und bewaffneten Sep­a­ratis­ten kamen, von denen anzunehmen ist, dass sie von vorn­herein von Rus­s­land unter­stützt wurden.

Bei uns wird die Sache jetzt so hingestellt, dass die Ukraine als sou­veräner Staat selbst bes­tim­men könne, wohin sie gehören will und man den Volk­swillen respek­tieren müsse, weshalb Putin ein Unter­drücker ist. Das kann aber nicht so recht überzeugen.

Denn offen­sichtlich wollen nicht alle Russen mit der west­lichen “Kul­tur” beglückt wer­den. Muss deren “Volk­swille” nicht auch respek­tiert werden?

Inter­es­sant ist hier fol­gen­der Bericht über einen Vor­trag Putins im inter­na­tionalen Diskus­sion­sklub WALDAI in Now­gorod, wo sich Putin über Wes­teu­ropa wie folgt äußerte:

“Nationale, religiöse, kul­turelle oder sogar geschlechtliche Iden­titäten wer­den verneint bzw. rel­a­tiviert. Dort wird die Poli­tik gemacht, die eine kinder­re­iche Fam­i­lie mit homo­sex­ueller Part­ner­schaft gle­ich setzt. Sie setzt den Glauben an Gott mit dem Glauben an Satan gleich.”

Zum Islam äußerte sich Putin in seiner kürzesten Rede in der Duma, dem rus­sis­chen Parlament:

“Rus­s­land braucht keine mus­lim­is­chen Min­der­heiten. Die Min­der­heiten brauchen Rus­s­land, und wir wer­den ihnen keine beson­deren Priv­i­legien gewähren oder unsere Gesetze ändern, um ihre Wün­sche zu erfüllen, egal wie laut sie < Diskri­m­inierung > schreien. Wir wer­den keine Mis­sach­tung unserer rus­sis­chen Kul­tur dulden. Wir soll­ten besser aus dem Selb­st­mord von Amerika, Eng­land, Hol­land und Frankre­ich eine Lehre ziehen, wenn wir als Nation über­leben wollen. Die Mus­lime erobern diese Län­der und sind ger­ade dabei, diese Län­der zu übernehmen…”

Etwa 5 Minuten lang applaudierten die Abge­ord­neten daraufhin stehend.

Berichtet wurde darüber im Kurier der Partei der Christlichen Mitte, Nr. 9, Sep­tem­ber 2014.

Putin dürfte mit dieser Mei­n­ung einen großen Teil der Russen, wenn nicht deren Mehrheit, hin­ter sich haben. Das zeigt, dass die Kluft zwis­chen Amerika, ein­schließlich dem von diesem dominierten Westen, und Rus­s­land, noch eine weit­ere Dimen­sion hat.

Rus­s­land hat sich zunächst ein­mal die Krim gesichert, die ursprünglich ohne­hin ein Teil Rus­s­lands war, was auf eine Inbe­sitz­nahme durch Katha­rina die Große zurück­geht, die nach dem Russisch-Türkischen Krieg 1768–1774 die Krim, bis dahin ein osman­is­cher Vasal­len­staat, aus dem Osman­is­chen Reich her­aus­löste.
Inter­es­sant ist, dass Türken und Krim­tartaren zuvor häu­fig Raubzüge in Rich­tung Ukraine und Rus­s­land unter­nah­men, wobei Gefan­gene, ganz “nach Art des Hauses”, als Sklaven verkauft wurden.

Die Absicht Putins dürfte sein, Teile aus der Ukraine her­auszulösen und zu einem autonomen Gebilde zu machen. Die Beze­ich­nung “Klein­rus­s­land” ist keine Erfind­ung Putins, son­dern his­torisch bedingt.

Wie ist das alles zu bewerten?

War man in der EU wirk­lich so naiv oder tat man nur so, weil man tat­säch­lich etwas anderes wollte? Es musste doch klar sein, dass Ange­bote an die Ukraine in Sachen EU-Assoziation den Arg­wohn der Russen erre­gen mussten.

Dies nach­dem die Russen wis­sen, dass es die Absicht der Amerikaner ist, Rus­s­land den wes­teu­ropäis­chen Län­dern anzu­gle­ichen. Und so, wie es zu erwarten war, haben die Russen dann auch reagiert.

Aber hier kön­nte noch etwas anderes mit­spie­len: Rus­s­land will sich, wie andere Staaten auch, vom Petro-Dollar, als Leitwährung im Ölgeschäft, unab­hängig machen. Das kön­nte zum Zusam­men­bruch der US-Schrottwährung beitra­gen, und da ver­ste­hen die Amerikaner abso­lut keinen Spaß.

Der Let­zte, der das ver­sucht hat, war Sadam Hus­sein, der den Petro-Dollar gegen den Euro aus­tauschen wollte. Daraus wurde aber nichts, weil die USA, wegen ange­blicher, tat­säch­lich aber nicht vorhan­dener Massen­ver­nich­tungswaf­fen, Krieg gegen den Irak führen musste.

Ich erin­nere mich hier an meine Schulzeit in der DDR, wo es nach der dor­ti­gen Ter­mi­nolo­gie hieß, “dass die Impe­ri­al­is­ten ihre aggres­siven Ziele gern hin­ter Begrif­fen wie Frei­heit und Demokratie verbergen”.

Natür­lich galt genau das­selbe auch umgekehrt. Mit dem gle­ichen mis­sion­ar­ischen Eifer, mit dem die Kom­mu­nis­ten den “Frei­heit­skampf der von den Impe­ri­al­is­ten unter­drück­ten Völker” unter­stützten, war den Amerikan­ern daran gele­gen, den vom “Kom­mu­nis­mus unter­drück­ten Völk­ern” Frei­heit und Demokratie, kurzum das “Amer­i­can Way of Life” zu bringen.

Ob dahin­ter immer nur Men­schen­fre­undlichkeit stand, darf bezweifelt wer­den. Erwiesen­er­maßen ist es so, dass sich die Amerikaner genauso wie jetzt die Russen ver­hal­ten hät­ten, wenn sich in ihrer unmit­tel­baren Nähe etwas entwick­elt hätte, was nicht in ihrem Inter­esse gewe­sen wäre.

Wie nicht anders zu erwarten, wird die derzeit­ige Ukraine-Krise in den weit­ge­hend gle­ich aus­gerichteten Medien entsprechend dem bekan­nten Muster dargestellt, wonach den sich nach den Errun­gen­schaften des West­ens sehnen­den Ukrain­ern zur Frei­heit und Selb­st­bes­tim­mung ver­holfen wer­den muss.

Lei­der steht dem Glück der Ukrainer immer noch der böse Putin im Weg, der die prorus­sis­chen Sep­a­ratis­ten unter­stützt, weshalb den Russen sich ständig steigernde Sank­tio­nen reingewürgt wer­den müssen, damit es sich der Putin anders überlegt.

Düm­mer geht’s nicht.

Und die Dummheit ist noch steigerungs­fähig, nimmt man die fol­gende Mel­dung aus ZEIT online vom 03.09.2014 zur Kenntnis:

Im Westen der Ukraine soll Mitte Sep­tem­ber ein inter­na­tionales Mil­itär­manöver unter Beteili­gung von US-Streitkräften und der Bun­deswehr stat­tfinden. Das pol­nis­che Vertei­di­gungsmin­is­terium teilte mit, an der Übung vom 13. bis 26. Sep­tem­ber auf einem Trup­penübungsplatz in der Nähe von Lwiw wür­den Sol­daten aus zwölf Län­dern teil­nehmen. Das Manöver Rapid Tri­dent 14 unter weit­erer Beteili­gung Polens, Rumäniens, Moldaus, Bul­gar­iens, Spaniens, Est­lands, Großbri­tan­niens, Litauens und Nor­we­gens sei seit Län­gerem geplant.

Und am 04.09.2014 lautete die Über­schrift auf der Titel­seite unserer Tageszeitung:

“NATO stellt Ukraine Waf­fen­liefer­ung in Aussicht”

Es ist doch klar, dass Rus­s­land dies als Pro­voka­tion auf­fassen muss, und so dürfte das auch gemeint sein.
Das Neueste sind jetzt NATO Kriegss­chiffe im Schwarzen Meer, wo sie, nach einer gel­tenden Kon­ven­tion, eigentlich nichts zu suchen haben. Fast schon erheit­ernd ist hier eine Mel­dung, wonach ein unbe­waffnetes, aber entsprechend aus­gerüstetes rus­sis­ches Flugzeug, bere­its im April d. J. durch Über­fliegen eines US-Zerstörers dessen mod­ern­stes Gefechts– Führungssys­tem dauer­haft lahmlegte.

Wenn man wirk­lich Frieden will, dann muss man die rus­sis­chen Befürch­tun­gen ernst nehmen und dafür sor­gen, dass Putin nicht das Gesicht ver­liert, denn das würde er ver­lieren, wenn er sich von den Dro­hge­bär­den und Sank­tio­nen beein­drucken ließe und klein beigeben würde.

Rus­s­land gehört auch zu Europa und muss in das europäis­che Geschehen mit ein­be­zo­gen wer­den. Nur wird sich die amerikanis­che Vorstel­lung, Rus­s­land total dem Westen anzu­gle­ichen, nicht ver­wirk­lichen lassen.
Die wichtig­ste US-Denkfabrik “Coun­cil on For­eign Rela­tion” kommt im Übri­gen zu dem Schluss, dass der Westen Schuld an der Ukraine Krise ist. Ein entsprechen­der aus­führlicher Beitrag erschien in der renom­mierten Zeitschrift “For­eign Affairs” (TOPIC Sep­tem­ber 2014).

Derzeit gießt man sich Eiswasser über den Kopf. Vielle­icht bedarf es bei uns einer weit­eren eisi­gen Dusche, etwa durch Abdrehen des Gashahns, damit der gesunde Men­schen­ver­stand wieder einsetzt.

Was kann uns vom Wort Gottes dazu gesagt werden?

Sie säen Wind und wer­den Sturm ern­ten.
Hosea 8, Vers 7

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Kommentare

  1. Chrisu

    Hallo

    #ich bin schockiert über den Artikel “Ukraine-Krise — was steckt wirklich dahinter?”.

    In diesem wird die Einseitige betrachtung der westlichen Medien bemängelt und selbst wird hier von einem Festgefahrenem persöhnlichen Meinung berichtet.

    Was mich am meisten erschrocken hat, war dass hier die Annektion der Krim als rechtmäßig hingestellt wird.
    Zudem wird in diesem Artikel das Militärische Eingreifen Russlands in der OST-Ukraine als rechtmäßig dar gestellt, weil sich dort UKRAINISCHE Rüstungsbetriebe befinden?
    Was für ein Rechtsbewustsein ist den das?

    Ich habe folgendes aus dem Artikel heraus lesen können:

    Lieber Unterdrückung von Homosexuelen und anderstgläubigen als das Recht auf freier Entfaltung.

    Russland cool – Westen Zitat:”DUMM”!!!

    Der Demokratisch Gedanken Deutschlands bzw. der EU darf in keinem fall an ländern in dem Korruption und Unterdrückung herschen weiter gegeben werden weil es Schulden hat und dem Westen nichts bring.

    Zu guter letzt bin ich der Meinung, dass so ein Politisch einseitiger Artikel nicht auf einer Seite wie dieser zu suchen hat.
    Oder ist das eine Seite in dem Politik im Vordergrund steht? Ich denke nicht.

    Als Christ sollte hier doch die Humanitäre Lage im Vordergrund stehen.

    Denn Wind säen sie, und Sturm ernten sie; Halme hat es nicht, das Ausgesproßte bringt kein Mehl; wenn es Mehl brächte, so würden es Fremde verschlingen.

    Ich freue mich über eure Antwort!

    Gott segne euch!

    MfG
    Chrisu

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