Brittany Maynard vollzieht angekündigten Suizid:

Brittany Maynard vollzieht angekündigten Suizid: „Eines Tages wird das Leben vor deinen Augen an dir vorüberziehen, sorge dafür, dass es sehenswert ist“
Die an einem aggressiven Gehirntumor erkrankte Brittany Maynard ist tot. Die 29-jährige Amerikanerin starb nach der Einnahme ihrer tödlichen Medikamente. Weil wir das Sterben nicht mehr können, müssen wir das Selbsttöten und Sterbehilfe erlauben.

„Für den Philosophen Karl Jaspers war der Selbstmord noch ein Privileg nationalsozialistischer Parteifunktionäre. Er war mit einer jüdischen Frau verheiratet und wollte sich mit ihr im Notfall spontan das Leben nehmen können. Deshalb beneidete er seine Feinde um die Zyankali-Kapsel, mit der sich Himmler am Ende des Krieges der Verhaftung entzog. An Hannah Arendt schrieb er: «Das ‹anständige Mittel› zum Selbstmord war seit der Nazi-Zeit unser Problem und ist es jetzt noch. Es ist in einem technischen Zeitalter verdriesslich, dass das nicht einfach zur Verfügung steht.» Wenn das Mittel zum Selbstmord «einfach zur Verfügung steht», wird aber die Erleichterung einiger weniger mit der wachsenden Verwahrlosung aller erkauft. Das hätte Jaspers bedenken müssen. Besonders im technischen Zeitalter empfindet das selbstbestimmte Individuum Krankheit und Tod als narzisstische Kränkung. Mehr als den Tod fürchtet es die Schattenseiten des Lebens. Es geht nicht einmal darum, ob man sich die teuren Segnungen der Medizin noch leisten kann: Ein reiches Ehepaar lässt sich in der Schweiz umbringen, ohne ernsthaft krank zu sein. Zuvor lädt es die Angehörigen zu einem nachhaltig verstörenden Abschiedstreffen ein, dann fliegt es erster Klasse nach Zürich und nächtigt in einem standesgemässen Hotel. Am nächsten Tag ist es soweit. Sterbehilfe ist nicht auf jene beschränkt, denen zum besseren Leben das Geld fehlen würde. Zu Klassen- und Vermögensunterschieden verhält sie sich weithin neutral. Das macht sie sozialpolitisch so attraktiv: Der Staat, der sich der Realisierung einer Gerechtigkeit verschrieben hat, die es nur im Himmel geben kann, hätte eine Sorge weniger, wenn ihm der «Selbstmord für alle» die Einführung einer «ungerechten » Zweiklassenmedizin ersparen würde.“ Alle Argumente hier: www.gemeindenetzwerk.org/?p=11362

Kommentare

  1. ali

    Der ehemalige Hamburger Justizsenator Roger Kusch hat am 28. Juni nach eigenen Angaben erstmals offiziell Sterbehilfe in Deutschland geleistet. “Das Leben des Menschen geht von der Zeugung bis zu seinem natürlichen Tode”
    Aktive Sterbehilfe ist irgendwie die logische, wenn auch perverse, Konsequenz aus der oft völlig übetriebenen Maximalmedizin unserer Tage. Jeder Mensch muß sterben. So sagt es die Bibel. So passiert es täglich auf unserer Welt. Jetzt machen wir uns wieder zu Gott. Diesmal beim Sterben. Beim Lebenmachen haben wir versagt, jetzt lassen wir halt sterben. Für unsere kranke Gesellschaft ist der Tod schon längst nicht mehr Teil des Lebens. Schon längst nicht mehr der Höhepunkt, sondern der traurige Schlußpunkt in unserer vergeblichen Jagd nach Glück, Freude und Spaß. Der Tod macht alles sinnlos für den erdbezogenen Menschen. Wir sind modern, darum sterben wir nicht mehr an der Hand eines lieben Menschen, mit Gottes Frieden im Herzen, sondern durch die Hand eines Menschen, den wir sogar noch dafür bezahlen. Das ist die falsche Sterbehilfe. Wir schaffen mit aktiver Sterbehilfe nicht das Leid ab, sondern die Leidenden!

  2. ali

    So etwas hat idea auch noch nicht erlebt: Wir bekamen einen Anruf aus dem Universitätsklinikum in Halle an der Saale. Ein 24-jähriger Spitzensportler ist Christ geworden und hat sich auf dem Sterbebett in der Intensivstation taufen lassen. Nun möchte er, dass bekannt wird, dass man als Christ getrost sterben kann. Zu seinen Freunden sagte er, sie sollen zu seiner Beerdigung kommen – unter einer Be…dingung: „Erscheint nicht in Schwarz, sondern in bunt. Denn ich bin ja dann im Himmel, wo es mir gut geht. Ich bin jetzt ein Kind Gottes. Jetzt will ich mit meinem Vater im Himmel zusammen sein. Ich feiere oben, ihr feiert unten.“ idea.de
    http://www.gott.de/#/lebensberichte/absturz-richtung-himmel/
    http://www.gott.de/#/lebensberichte/sepp-freude-vor-dem-tod/

  3. soulsaverer

    Aus Brittanys Sicht kann ich ihren Freitod durchaus nachvollziehen. Es geht nicht darum, dass ich es in irgendeiner Art und Weise korrekt finde, aber wenn du weißt, dass du in einigen Monaten einen qualvollen Tod sterben wirst, erscheint dir ein vorzeitiger Freitod wahrscheinlich sehr viel attraktiver.
    In diesem Fall geht es nicht um ein Schweizer Ehepaar, das sich einfach so umbringt. Es geht um eine Frau, die bestimmt nicht sterben wollte, gerade geheiratet hat und bestimmt gerne weitergelebt hätte.
    Deswegen wäre ich sehr vorsichtig in Aussagen, die wir über sie fällen. Ich denke, dass keiner von uns das wirklich beurteilen kann, bevor er es nicht selbst erlebt hat.

    Noch einmal, es geht mir nicht darum, den Freitod zu verteidigen, aber gegenüber solchen Fällen sollten wir wirklich Feinfühligkeit zeigen. Und anstatt zu verurteilen auf Jesus hinweisen, der ein wirklich erfülltes Leben schenken kann, auch nach dem Tod!

    (Sehr interessant finde ich Mandys Kommentar auf gekreuzsiegt.de, sie war ja auch selbst an einem Gehirntumor erkrankt.)

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