Das Phänomen Star Trek.

„Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erkunden, neues Leben und neue Zivilisationen…“ 1972 hat die deutsche Fernsehgemeinde diesen Prolog erstmals zu hören bekommen – im Nachmittagsprogramm. Heute kennt fast jeder die berühmte Science-Fiction-Serie, die im Original „Star Trek“ heißt und die mit zahlreichen Klischees des Genres aufräumte.

Verantwortlich dafür war ihr Erfinder, der Produzent Gene Roddenberry. Bis in die 60er Jahre hinein war es üblich, dass Science Fiction im Fernsehen bedeutete: Ein militärischer Held wie etwa das Fliegeras Flash Gordon kämpft gegen ekelerregende Außerirdische oder finstere Schurken, die die Weltherrschaft erringen wollen. Roddenberry langweilten diese Strickmuster. Seine Ausgangsidee war, den „Frontier“, die Grenze der Zivilisation im Western, in den Weltraum zu verlegen, und er fing den Zeitgeist der 60er Jahre ein: die Angst vor dem Atomkrieg und die Sehnsucht nach Weltfrieden, den noch fast ungebrochenen Glauben an Wissenschaft und Technik.

Roddenberry erträumte eine Zukunft, in der die Probleme unserer Gegenwart gelöst sind: Die Menschheit ist geeint, allgemeiner Wohlstand hat sich verbreitet; Weltraumfahrten auch zu entfernten Sternen und Sonnensystemen sind jetzt möglich, die dabei entdeckten außerirdischen Intelligenzen haben sich in einer „interplanetarischen Föderation“ zusammengeschlossen. Mit einem Wort: Humanität, Toleranz und Gerechtigkeit haben sich endlich durchgesetzt. Es herrscht galaktischer Friede, und die Enterprise garantiert ihn. Diese kühne Vision begeisterte ab 1966 die Science-Fiction-Fans in den USA, nach kurzer Zeit auch das allgemeine Fernsehpublikum.

1969 setzte der Fernsehsender NBC trotz Fanprotesten die ungewöhnliche Serie nach drei Staffeln ab – die Einschaltquoten schienen nicht so gut zu sein wie erhofft. Aber mit den Wiederholungen in kleineren Sendern kam der richtige Durchbruch. Zehn Jahre nach dem TV-Aus begann mit „Star Trek – The Movie“ der Siegeszug im Kino. 1987 kam die Nachfolgeserie „Star Trek – The next Generation“ ins Fernsehen, in der Roddenberry seine pazifistischen und aufklärerischen Ideen weiter verfeinerte. Bis heute gab es insgesamt fünf Fernsehserien.

Am häufigsten wird „Star Trek“ aber noch immer mit den Darstellern der Originalserie verbunden. Captain James T. Kirk (William Shatner), Wissenschaftsoffizier Spock (Leonard Nimoy) und der Raumschiffarzt Dr. Leonard „Pille“ McCoy (DeForest Kelley) verkörpern Roddenberrys perfekten Menschen, aufgespalten in drei Charaktere. Kirk ist der Macher, der mutig Entscheidungen trifft, Spock der Vertreter der Vernunft, der jede Situation eingehend analysiert, und McCoy der  – freilich etwas zynische  – Moralist, der die Humanität hochhält.

Wie dieser neue Mensch entstanden ist, verraten Roddenberry und seine Drehbuchautoren allerdings nicht. Die alten Fragen der Menschheit: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer sind wir? sind keineswegs beantwortet, aber Religionen gibt es offenbar nicht mehr. Deutlich wird das vor allem beim Tod von Mr. Spock am Ende des zweiten Kinofilms „Der Zorn des Khan“. Sein Leichnam wird ohne ein Zeremoniell einfach in die Leere geschossen (auch wenn sich im nächsten Film herausstellt, dass er in Wirklichkeit gar nicht tot ist). Die Enterprise durcheilt unentwegt die Unendlichkeit des Alls, und doch gelangt sie nie ans Ziel. Sie bleibt zur Suche verdammt – nach dem verlorenen Paradies, mit anderen Worten: nach Gott.

Vielleicht fehlt eine Religion deshalb, weil „Star Trek“ selbst zu einer Religion werden sollte. Allerdings einer ohne Zentrum, ohne wirkliche Botschaft. Wie armselig wirkt sie im Vergleich zu der Erlösung, die Jesus Christus anbietet. Denn den perfekten Menschen wird es auf der Erde niemals geben. Das Problem der Sünde wird auch im Jahr 2200 nicht beseitigt sein, doch Jesus hat es bereits mit seinem Tod am Kreuz gelöst. Ob Star Trek wohl doch einmal zu dieser „letzten Grenze“ vordringen wird?

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