Er machte eine Wahnsinnskarriere – hatte einen totalen Zusammenbruch – er erlebte eine radikale Umkehr.

1. Szene: Mein Elternhaus war im Wesentlichen
• rational-materialistisch
• national-liberalistisch und
• anthroposophisch-pantheistisch
geprägt. Die Schul- und Studienausbildung machten mir keine großen intellektuellen Schwierigkeiten, sodass ich relativ schnell hintereinander über Studienabschlüsse als Bauingenieur und Berufspädagoge, als Politikwissenschaftler und Dr. rer. pol. verfügte. Ebenso gelungen erschien meine berufliche Karriere, zunächst als Referent am Deutschen Bundestag, dann als Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer und schließlich als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Straßenliga, einem Spitzenverband in Bonn. Ich habe viel Geld verdient und in Immobilien gehortet und war nach mehreren Versuchen glücklich verheiratet.
Insgesamt bestand also eine gut geordnete Wohlstandsfassade, wie sie in den »Zeitgeist« nach dem Zweiten Weltkrieg passte. Doch der Schein trog.
2. Szene mit Rückblende: Zwar war ich evangelisch geboren, getauft und konfirmiert, genau wie meine beiden Brüder, blieb aber dennoch mit den ausgeprägten religiösen, philosophischen und künstlerischen Veranlagungen ein Außenseiter in der Familie, mit dem weder Eltern noch Lehrer und Pfarrer etwas Rechtes anfangen konnten. Den Konfirmandenunterricht erlebte ich bestenfalls als biblische »Geschichte«, ohne die Heilsbotschaft zu hören. Auch Kirche lernte ich im Wesentlichen als verweltlichte Wirtschaftsinstitution kennen. Schon als Kind und Heranwachsender hatte ich den innigen Wunsch nach Erkennen, religiöser Heimat und Verkündigung. Aber niemand war da, um hier formend zu wirken.
Ich fühlte mich seelisch allein gelassen. So »verschlang« ich alles neben Schule und Studium, was ich an philosophischen Werken fand, und zwar von griechischer Philosophie und Religion über den idealistischen Humanismus, den Rationalismus von Descartes und Kant bis hin zum Naturalismus und Materialismus bei Rousseau, Feuerbach, Hegel, Marx u.a.
Doch eine geistige Heimat fand ich nicht, da bei allen philosophischen Ansätzen und Richtungen der Vergleich zwischen Anspruch und erlebter Wirklichkeit hinkte. Enttäuscht wandte ich mich dann den großen Religionen zu. Das Christentum meinte ich aus ständiger Erfahrung als heuchlerisch erkannt zu haben. So suchte ich göttliche Wahrheiten in ägyptischen und aztekischen Götterbildern, bei Lao-Tse, beim Islam, beim Hinduismus und Buddhismus. Es entstand, oberflächlich befriedigt, ein mixtum compositum: ein anthroposophischer Pantheismus mit vielen Propheten, der mir durch jüngste wissenschaftliche Ergebnisse bestätigt schien.
3. Szene: Vor knapp vier Jahren erlebte ich das tragische Ende der Ehe, nicht etwa durch den Tod meiner Frau, sondern durch den Rat eines Psychotherapeuten.
Meine Frau, hochintelligent, musisch und gut aussehend, wurde mit der Vielgesichtigkeit naturreligiöser Phänomene, der Astrologie und dem Pantheismus nicht mehr recht fertig, woran ich mitschuldig war. Wir mussten uns trennen. Die entstandene Leere versuchte ich durch die »Verwirklichung« des Kindheitstraums von »Erkennen und Verkünden« wieder zu füllen. Alles Wissen und allen materiellen Besitz setzte ich ein, mit dem Ziel einer Stiftung, in der Religion und wissenschaftliche Erkenntnisse einander nähergebracht werden sollten. Die Hybris menschlicher Selbstverwirklichung hatte mich erfasst. Neben dem Beruf webte ich an ihr mit Vehemenz. Alle Wegampeln schienen auf »Grün« zu stehen; doch plötzlich sprangen sie um auf »Rot«: Ich scheiterte und verlor alles, alle Güter und alles Selbstvertrauen. Dafür kamen Leere, Angst, Endgedanken und Krankheit. Die ganze gelehrte Wohlstandsfassade erzitterte, und alle Wohnräume der Selbstverwirklichung waren zu Schutt und Asche geworden. Nach dem Modell der klassischen Tragödie hätte nun auch der leibliche Tod folgen müssen. Doch es kam anders.
4. Szene: Was macht man in unserer Wohlstandsgesellschaft mit einem Kranken? Man schickt ihn in die Kur! Also fuhr ich im März 1984 nach Bad Tölz. Ich wollte meiner Seele zumindest ein Notgerüst geben, und so war mein Koffer z.T. gefüllt mit Büchern wie Yogananda und der Bhagawadgita. Doch in meinem Sanatoriumszimmer lag ein schmales blaues Buch: die Gideonausgabe des Neuen Testaments! Hatte ich es schon einmal richtig gelesen? Nein! Also wagte ich es erstmals. Ich war fasziniert.
Ich las das Neue Testament von vorn nach hinten, von hinten nach vorn, ließ alles andere liegen und fand alle die Antworten, die ich schon immer gesucht hatte. Das beglückende Gefühl war unbeschreiblich und ist es noch heute. Ich wandte mich zu Gott, und langsam lernte ich beten. Alle meine Sünden, die mir einfielen, legte ich vor Jesus Christus und bat um Vergebung und Gnade. Gründonnerstag 1984 ging ich zum ersten Mal bewusst zum Abendmahl in eine kleine Kirche – mit 49 Jahren! Ich erhielt Gewissheit, mir war vergeben. Ich empfand tief den Sieg am Kreuz über meine Sünde, den Tod meines gottfernen, sündigen Lebens und die Wiedergeburt in Jesus Christus. Die »Tragödie« fand ein höchst unklassisches Ende, sie leitete über zum Neuanfang: zur Wiedergeburt.
Ich bekam geistlichen Hunger, der kaum zu stillen war. Mit Alete-Kindernahrung gab ich mich bald nicht mehr zufrieden. Meine tägliche geistliche Nahrung wurde und ist es ebenso heute: die ganze Bibel und dazu viel geistlich-»wissenschaftliche« Literatur. Gleichzeitig zeigte mir der Herr solche Menschen, die Ihn persönlich kennen und die mich lieb und vorsichtig führten und führen. Heute erkenne ich die weise göttliche Logik in meinen vielen Umwegen, bis ich zu Jesus Christus fand. Heute höre ich ständig Seinen Ruf zur gehorsamen Priesterschaft, demütig mutig, und ich folge Ihm. Heute habe ich eine geistliche Heimat in einer bibeltreuen Gemeinde gefunden und fühle mich in ihr geborgen, sicher und wohl. Angst kannte ich und habe nun keine mehr. Vorwurfshaltungen verwandeln sich in Liebe und irdische Güter in himmlische. Gram und Zurückschauen in Trauer sind dem frohen Blick nach vorn gewichen. Es ist eine wunderbare göttliche Fügung: Der Kindheitstraum nach Erkennen, geistlicher Heimat und Verkünden wird wahr, nur ganz anders, als ich es noch vor Jahresfrist erdacht hatte, nämlich im Dienst der wissenschaftlichnicht fassbaren, also überwissenschaftlichen Realität: Jesus Christus

Dr. Karl Heinz Walper

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