Durch das Lesen des Korans zu Jesus.

Ich bin 1946 in Algerien in einer Familie geboren, die sich seit Generationen ganz der Predigt des Islam widmet. Von meiner Familie war ich dazu bestimmt, Imam zu werden, und lernte den Koran von Kindesbeinen an auswendig. Ich absolvierte Islamstudien und besuchte feissig die Gräber meiner Vorfahren, die grosse Islamgelehrte gewesen waren. Und doch: Mit den Jahren wurde mein Glaube an den Islam und an Allah immer mehr erschüttert; und dann kam schliesslich der Tag, an dem ein grosses Ereignis meinem Leben eine neue Wende gab.

In meiner Kindheit war Algerien Teil von Frankreich, sodass sich mein Leben zwischen der Koranschule und dem französischen College abspielte. Für die weiterführende Ausbildung überlegte ich lange hin und her (bis 22) zwischen islamischer und wissenschaftlicher Karriere. Schliesslich entschied ich mich für die Wissenschaft. Während mir der Islam fragwürdig erschien, beruhigte mich die Mathematik dank ihrer Logik, Kohärenz und universalen Gültigkeit. Dennoch beschäftigte ich mich während meiner ganzen Studienzeit weiterhin intensiv mit religiösen Fragen, aber beschränkte mich dabei ausschliesslich auf muslimische Quellen: den Koran und die Sammlungen der Worte und Taten Mohammeds.

Bei meinen Islamstudien hat mich etwas ganz besonders bewegt: die Person Jesus. So etwa hat die Geschichte von der wunderbaren Geburt Jesu grosse Fragen bei mir ausgelöst, oder auch die Tatsache, dass er als einziger im Koran als „Wort Gottes“ bezeichnet wird. Ich war berührt von der Reinheit Jesu, der niemals auch nur die geringste Sünde begangen hat, weil der Satan über ihn keine Macht hat. Und ich war berührt durch die göttlichen Wunder, die er tat, und durch die „Aufnahme Jesu nicht nur in den Himmel, sondern zu Gott selbst“. Wenn wir als Islam-Gläubige diesen Vers lasen, hatten wir jedes Mal Tränen in den Augen.

Stellen Sie sich also die Zweifel in meinem Herzen vor: Warum hat denn dieser so mächtige und fehlerfreie Jesus einen Mohammed nötig, um seine göttliche Botschaft zu vollenden? Und warum sollte Gott Mohammed auserwählt haben, der doch gewaltige moralische Mängel hatte? Das Studium von Mohammeds Leben zeigt nämlich, dass dieser sich verirrt hatte und nicht selber fähig war, den Weg zu finden. Gott selbst musste eingreifen, um ihn auf den rechten Weg zu führen.

Doch trotz dieses Eingreifens Gottes sündigte Mohammed weiter. Im Koran liest man, dass Gott Mohammed befahl, für seine vergangenen und zukünftigen Sünden um Vergebung zu bitten. Wie also kann er der vollkommene Führer seines Volkes sein? Hinzu kommen Aufrufe zur Gewalt (Al Qital) und zum Hass gegenüber anderen (Al Wala Wal Baraa), die ganze Seiten des Koran füllen. Wie hätte ich akzeptieren können, dass all die in Algerien begangenen Grausamkeiten und Morde durch den Koran legitimiert wurden, über den man mich gelehrt hatte, dass er das Wort Gottes sei? In dieser Hinsicht erschien mir der Unterschied zwischen Jesus und Mohammed einfach riesig.

Ich durchlebte grosse Zerreissproben in meinem Glauben. Als die Nationale Befreiungsfront in Algerien Massaker beging, litt ich schwer. Denn ich kannte die Koranverse, mit denen die Täter ihre grausamsten Verbrechen in Gedanken rechtfertigten. Solche Taten wurden und werden aber nicht nur in Algerien, sondern in der ganzen islamischen Welt verübt. Um mich vor dem totalen Zusammenbruch zu retten, klammerte ich mich an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, in der festen Gewissheit, dass der Grösste der Propheten, der wahrhaft von Gott Gesandte, allein Jesus Christus sein konnte. Dennoch war ich weiterhin der islamischen Ansicht, dass Gott und Jesus im Himmel und somit weit weg und für den Menschen unerreichbar seien. So konstruierte ich

mir im Verlauf der Jahre meine eigene Religion, um meinen Glauben leben zu können. Fasziniert von den grossen monotheistischen Religionen – Islam, Judentum und Christentum – beackerte ich Jahrzehnte lang die grossen Fragen der Menschheit – jedoch ohne je eine befriedigende Antwort zu finden.

Eines Tages war es dann soweit: Ein Ereignis hat mein Leben radikal verändert. Es begann ganz unspektakulär. Vor etwa vier Jahren schaute ich mir den Film „Jesus von Nazareth“ an. In einer Szene öffnet Jesus in der Synagoge die Rolle des Propheten Jesaia und beginnt zu lesen: „Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Befreiung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (…) Heute hat sich das Schrift-wort, das ihr eben gehört hat, erfüllt.“ Als ich diese Worte hörte, rief ich vor Begeisterung: „Noch nie hat jemand so gesprochen wie dieser Mensch; diese Worte kommen von Gott!“ Ich war überwältigt von diesen Worten mit solch einer Tragweite. Endlich hatte ich die Gewissheit, die Wahrheit gefunden zu haben. Also begann ich die Bibel zu lesen, bei den Evangelien fing ich an. Und siehe da: Die Worte Christi wirkten enorm auf mich. Im Gegensatz zum islamischen Bild eines entfernten, herrschsüchtigen Gottes entdeckte ich einen Gott der Liebe. Und in meinem tiefsten Innern spürte ich auf einmal die Gegenwart von Jesus Christus. Diese Erfahrung war so wunderbar, dass ich mich danach nur immer wiederholen konnte: Jesus ist zu jedem einzelnen von uns gekommen und hat uns seine bedingungslose Liebe angeboten! Ich weinte viel, doch es waren Freudentränen. Denn Jesus hatte mit seiner Antwort, die durch die Jahrhunderte hallt, auf einmal alle Fragen beantwortet, die mich Jahrzehnte lang umgetrieben hatten: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Heute habe ich die Gewissheit, dass mein Leben einen Sinn hat. Ich fürchte mich nicht mehr vor Allah, der in die Irre führt, wen er will. Indem ich Jesus angenommen habe, ist all meine Angst weg. Allah hat seinen Schrecken verloren. Auch die Beziehungen zu anderen Menschen haben sich in meinem Leben stark verändert. Zum Beispiel sind mir jetzt die Jugendlichen, die ich im Fussball trainiere, sehr wichtig: Ich sehe in jedem von ihnen ein kostbares Geschöpf Gottes, das von Jesus geliebt ist. Gleichzeitig sehe ich auch die schmerzhaften Erfahrungen meiner Vergangenheit in einem ganz anderen Licht. Der Hass, den die beiden Algerien-Kriege in meinem Herzen aufsteigen liessen, hat sich in Liebe verwandelt. Ich habe denjenigen vergeben können, die ich vormals als Feinde betrachtete, und kann sagen, dass ich sie heute wie Freunde liebe. gemeindenetzwerk.org


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