Millionen von Menschen sind psychisch krank. Depression, Sucht oder Angststörungen nehmen zu.

Das größte Leid in der westlichen Welt scheint mir das seelische zu sein. Depressionen, zerbrochene Beziehungen und Familien, Generationen überdauernde Zwiste, Einsamkeit, innere Leere und innerer Tod. Zwei Dinge verwundern mich. Zunächst, dass viele Christen wenig Verständnis für und Wissen um seelische und Beziehungsleiden haben. Weit davon entfernt, ein Set aus Regeln oder frommen Geschichten zu sein, setzt das Evangelium exakt da an, wo jeder eine tiefe Not verspürt, dem es psychisch oder in Beziehungen schlecht geht: am Sein. An der Frage, wer ich eigentlich bin und wozu es mich gibt. Und an der Stelle, wo wir uns nicht großartig fühlen, sondern eher erbärmlich und uns deshalb mit anderen vergleichen oder alles mögliche treiben, um dem Schmerz zu entkommen. Wie Tim Keller so passend sagt: „Geliebt zu werden, ohne gekannt zu werden, ist nett, aber oberflächlich. Gekannt zu werden, ohne geliebt zu werden, ist unsere größte Furcht. Doch gekannt und geliebt zu werden ist, wie Gott liebt. Das brauchen wir mehr als alles andere.“ Recht hat er. Diese Liebe aber zu entdecken, sich ihr auszusetzen und in ihr zu wachsen, ist eine spirituelle Reise. Es ist kein dogmatischer Satz und auch keine Ansammlung von Geboten, es ist ein echter Weg. Einer, der einen selbst mit der eigenen Schwäche und mangelnden Bereitschaft zu lieben konfrontiert, zugleich aber auch mit der alles überwindenden Gnade Gottes. Und im Aufeinanderprall genau dieser zwei Größen findet der Mensch die Antwort auf die wichtigsten und tiefsten Fragen seiner Existenz. In der Nachfolge Jesu geht es also um erstaunlich ähnliche Fragen: wer bin ich? was mache ich mit meinem Scheitern? woher kommt all der Schmerz? Während viele Therapien aber dabei stehenbleiben, das Ego des Menschen aufzubauen (und sein Schuldbewusstsein dadurch nicht selten trüben) und (zu Recht!) darauf vertrauen, dass allein durch das Bewusstmachen schon etwas Heilendes passiert, macht Jesus wieder und wieder bei dem sein Versprechen wahr, der sich ihm ganz anvertraut: er macht alles neu. Er bietet nicht nur Verhaltenskorrektur an. ER allein kann am SEIN etwas ändern, an der Wurzel, am tiefsten Punkt. Und: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28) J.H.

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