Beweise mir doch, dass der Glauben an Gott stimmt.

Man kann den Glauben nicht wie einen mathematischen Beweis wie z.B. 2+2=4 belegen. Genauso wenig lässt sich beweisen, dass ein Gemälde von Picasso schön ist, ein Gedicht von Rilke mich im Innersten berührt oder Mohnkuchen gut schmeckt. Derartige Beweisforderungen sind unsinnig, weil die besondere Art von wissenschaftlichen Beweisen in der Naturwissenschaft funktioniert, nicht aber im Bereich des Geschmacks, der Schönheit, des Gefühls und der Liebe. Beweise mir, dass Du mich liebst ist oft der Anfang vom Ende einer Liebesbeziehung. Was kann ein Mann tun, wenn seine Frau dies von ihm fordert? Es kann seine Liebe mit Worten ausdrücken, große Blumensträuße bringen, aufs geliebte Fußballspiel verzichten aber einen Beweis im Sinne von 2+2=4 kann er nicht erbringen. Die Frau kann nur entscheiden: Ich glaube (=vertraue) diesem Mann. Ich glaube daran (=vertraue), dass er ehrlich ist. Zur Liebe gehört existenziell das Vertrauen. Und dieses Vertrauen entsteht dann, wenn der Geliebte für mich glaubwürdig ist. Gleiches gilt für den Bereich des Glaubens. Ich glaube nicht deshalb, weil mir ein cleverer Theologe „beweist“, dass der Glaube wahr und richtig ist. Ich glaube deshalb, weil ich Gott vertraue. Wie oft ist im Alltagsleben Vertrauen nötig? Ich weiß nicht, ob der Zahnarzt der gerade meine Zähne aufbohrt, wirklich kompetent ist. Ich habe vielleicht das Praxisschild gesehen und glaube anderen, die bei ihm zur Behandlung waren, aber in den seltensten Fällen habe ich seine Kompetenz als Zahnarzt geprüft. Ähnliches gilt für den Piloten, der gerade mein Flugzeug fliegt, für den Automechaniker, der mein Auto repariert oder den Ingenieur, der die Brücke auf der ich gerade fahre berechnet hat. Gott und der Kirche vertrauen, das hört sich fremd an. Warum eigentlich? Warum sollte Gott weniger glaubwürdig sein, als mein Zahnarzt?

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