Am 9. Oktober 1967 starb „Che“ Guevara, der Marlboro-Mann der Linken.

Die Illusion vom freundlichen, opferbereiten Revolutionär

Sein Bild ist allgegenwärtig: Millionenfach ist der Kopf des Revolutionärs Ernesto „Che“ Guevara auf Postern, T-Shirts, Tassen, Autos, in der Werbung und an den unmöglichsten Orten in unserem Alltag verbreitet. Mit zerzaustem Haar und mit dem Sowjetstern geschmückter Baskenmütze auf dem Kopf blickt Che visionär in die Ferne. Er scheint ein guter Bekannter zu sein, und doch wissen die meisten kaum etwas über ihn. Vor 40 Jahren ist Che gestorben; er wurde von bolivianischen Armeeangehörigen hingerichtet.

Guevara stammte aus einer wohlhabenden argentinischen Familie. Auf Reisen durch Südamerika kam er zu der Überzeugung, die Welt müsse vom kapitalistischen System befreit werden. Zuerst wirkte er 1956 bis 1959 am Sturz des kubanischen Machthabers Batista mit und wurde zum engen Vertrauten Fidel Castros im Rang eines „Comandante“. In dessen kommunistisches Regime ließ er sich aber nicht einbinden, weil es ihm nicht radikal genug war, sondern suchte nach neuen Möglichkeiten, die Revolution voranzutreiben.

1960 griff er in den Bürgerkrieg im Kongo ein und unterstützte den Rebellen Laurent Kabila. Da sie aber kaum Unterstützung bekamen und die Organisation ihres Kampfs katastrophal war, gab er 1965 sein Engagement auf. Dann kehrte er nach Südamerika zurück und versuchte, in Bolivien der Revolution zum Durchbruch zu verhelfen. Die Bauern sympathisierten zwar mit ihm, waren aber kaum zum bewaffneten Kampf bereit. Als seine Revolutionskräfte von Regierungstruppen aufgerieben wurden und er in Gefangenschaft kam, war sein Plan eigentlich schon gescheitert.

Das bolivianische Regime hatte geplant, den von seiner kubanischen Zeit herrührenden Ruhm des 39-jährigen Che nachhaltig zu zerstören, indem es ihn exekutierte und den Leichnam vor aller Welt ausstellte. Die Wirkung war aber die gegenteilige. Der tote Guevara erschien in den übermittelten Fotos als Märtyrer, er erinnerte sogar ein wenig an den gekreuzigten Christus. Jedenfalls besang ihn der DDR-Dissident Wolf Biermann bald darauf als „Jesus Christus mit der Knarre“. Für die Generation der 68er wurde er zum unerreichbaren Ideal des Revolutionärs, der sich für seine Ziele letztlich selbst aufopfert.

Was seine wirklichen Ziele waren und mit welchen Mitteln er sie zu erreichen suchte, geriet dabei rasch in Vergessenheit. Guevara teilte die Gesellschaft in die Masse und die politische Führung ein. Er träumte von einem neuen Menschen, der zwar frei, aber kein Individuum war, sondern im Enthusiasmus der Masse aufging und rastlos für das gemeinsame Ziel arbeitete. Die Führung hatte dabei Vorbildfunktion. In diesem Punkt war Guevara, der sich als Teil der Führung sah, konsequent.

In der Durchsetzung seiner Ziele war er rigoros. In Kuba soll er die Ermordung vieler 100 Gegner der Revolution sowie Folter und Ermordung tausender Gefängnisinsassen angeordnet haben. Zudem war er für die Einrichtung von Umerziehungslagern verantwortlich. Sein Vorbild war anfangs Josef Stalin; später orientierte er sich an dem „ideologisch reineren“ chinesischen Kommunismus Mao Zedongs. Guevara hat auch eine Strategie des Guerillakampfs entwickelt, die von Terroristen weltweit aufgegriffen wurde. Das Terrorkommando, das 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut“ zur Freipressung von RAF-Terroristen entführte, berief sich auf ihn.

Als Jesus-Ersatz taugt Che nicht. Genau besehen war er kein freundlicher Idealist, der für eine bessere Welt kämpft, sondern ein verblendeter Fanatiker, der skrupellos über Leichen ging. Sein Tod hatte keinen Sinn, außer sein eigenes verpfuschtes Leben zu verklären. Jesus Christus hat sich nicht für eine verrückte Idee einer besseren Gesellschaft geopfert, sondern für alle Menschen, die Vergebung für ihre Sünden brauchen. Er hat keine Gewalt angewendet, sondern freiwillig sein Leben für viele hingegeben und die Strafe des Todes auf sich genommen. Kein anderer hätte das tun können. Schon deshalb ist die Suche nach einem neuen Heiland vergeblich.

Andreas A.

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