„LEID Warum lässt Gott das zu?“ von Peter Hahne:

 

Da ist eine junge Familie. Zwei prima Jungen, fünf und acht Jahre alt. Sie verehren ihre Mutter und himmeln ihren Vater an. Der strotzt vor Gesundheit und Kraft, Überall packt er mit an, wo in der Gemeinde Hilfe gebracht wird. Jesus steht im Mittelpunkt dieser Familie.
Da trifft es sie alle wie ein Schlag: Der Vater muss ins Krankenhaus. Die Diagnose ist erschütternd: Kinderlähmung: und das mit 34 Jahren. Um die Heilungschancen steht es schlecht. Aber die Familie weiß, woher sie jetzt in all dem Leid Kraft bekommen kann. Sie weiß, dass gerade jetzt Jesus für sie da ist.
Nach Monaten steht der Vater wieder auf, verlässt das Krankenhaus und kommt nach Hause. Äußerlich ist er nicht mehr der Alte. Ein Bein zieht er nach. Aber innerlich hat sich nichts geändert. Sein Glaube ist felsenfest gegründet, weil er erfahren hat: „Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft“ (Jesaja 40,31). Für die ganze Gemeinde, den ganzen Ort, für Familie und Arbeitsplatz wird dieser Mann ein Glaubenszeugnis. Und es ist die gesunde Frau, die sich immer wieder am Glaubensmut ihres kranken Mannes aufrichtet. Wie oft kann er bekennen: „Dazu hat uns Gott das Leid geschickt, dass wir im Vertrauen auf ihn gefestigt werden.“ Aber dann kommt der nächste Schlag: Gehirntumor. Woran soll man sich denn jetzt noch halten? Wie kann Gott das nur zulassen? „Herr, wenn du willst, kannst du Vati wieder gesund machen“, beteten die beiden prächtigen Jungen in kindlichen Vertrauen. Und dann steht die Familie um das Sterbebett ihres Vaters und Ehemannes. Da liegt er bleich in den weißen Kissen, der einmal vor Kraft nur so strotzte. Dessen Lebenslust so ansteckend und Mut machend war. Und jetzt bekommt er kein Wort mehr heraus. Die Lähmung hat eingesetzt. Bei klaren Verstand. Ein Bild des Jammerns!
Doch da schlägt der 34-jährige Familienvater, dessen blühendes Lebens jetzt qualvoll zu Ende geht, noch einmal die Augen auf. Er sieht sie der Reihe nach an: die weinende Frau, die schreckerstarrten Kinder. Und dann beginnt er zu murmeln. Ganz leise und kaum verstehbar. Es sind drei Zahlen: 297. Fragend und ratlos sehen sie sich an. „2 – 9 – 7 …“, flüstert der Vater. Dann schließt er die Augen. Die Angehörigen ahnen und schlagen das alte Kirchengesangbuch auf: 297. Und mit tränenerstickter Stimme liest die junge Mutter am Sterbebett ihres lieben Mannes das Lied von Paul Gerhardt:
Warum sollt ich mich denn grämen?
Hab ich doch Christus noch,
wer will mir den Himmel rauben,
den mir schon Gottes Sohn
beigelegt im Glauben?
Wenn der Himmel vor uns liegt, dann ist die Sterbestunde nur Abschiednehmen bis zum Wiedersehen. Hinter uns liegt nicht das Leben, bis der Tod allem ein Ende setzt. Der Tod liegt hinter uns und das Leben vor uns, weil Jesus Christus dem Tode die Macht genommen hat und uns ewiges Leben schenkt.
Ein große Trauergemeinde hat sich auf dem Friedhof eingefunden. Sie alle hat das Schicksal dieser jungen Familie tief getroffen. Am offenen Grab singt noch einmal der Jugendchor, den der so früh Verstorbene lange geleitet hat. Die Witwe hat sich ein Lied im Leid gewünscht. Ein Zeugnis lebendigen Glaubens. Angesichts des Todes bewegt es alle tief:
Erscheinen meines Gottes Wege
Mir seltsam, rätselhaft und schwer
Und gehen Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer:
Will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
so darf ich mich auf eins besinnen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

Wenn über ungelösten Fragen
Mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen,
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und leise sprechen unter Tränen:
dass Gott nie einen Fehler macht.

Drum still mein Herz und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt,
im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging`s durch kalte, finstre Nacht,
halt fest an diesen sel`gen Wissen:
dass Gott nie einen Fehler macht!
(1943 in Stalingrad gedichtet)

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