Margot Honecker, die Frau des Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker ist gestorben.

Der Pastor und die Honeckers.

Uwe Holmer wurde weltbekannt, als er den 1990 obdachlos gewordenen Ex-DDR-Staatsratsvorsitzenden Honecker und dessen Frau in seinem Pfarrhaus aufnahm, nachdem auch die SED/PDS nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. In einem idea-Kommentar erklärt sich der Pastor:

Als er am 30. Januar 1990 Erich und Margot Honecker in sein Pfarrhaus in Lobetal bei Berlin aufnahm, folgten Demonstrationen, Bombendrohungen und 3.000 zumeist empörte Briefe. Ängstlich sei er deshalb aber nicht gewesen. Denn er habe getan, was sein Gewissen und sein Glaube ihm vorschrieben, sagt der evangelische Theologe. „Ja, ich würde es heute wieder tun“, ist er überzeugt. „Ich sehe je länger desto deutlicher, dass die Welt ohne Vergebung kaputt geht und dass die, die Gottes Vergebung erfahren haben, die Ersten sein sollen, die Vergebung weitergeben.“ Dabei verschweigt er nicht die Brisanz, die Honeckers Aufnahme im Pfarrhaus hatte.

Was man vergeben kann

Wir haben nach der DDR-Zeit Erfahrungen mit Verbrechern gemacht, als wir im Jahre 1990 das Ehepaar Honecker bei uns im Pfarrhaus aufnahmen. Immerhin war ich zu Zeiten des Sozialismus mit Gefängnis bedroht – und meine Kinder durften trotz bester Schulnoten nicht studieren, weil ihr Vater Pastor ist.

Unsere Gastfreundschaft für die Honeckers stieß selbst in christlichen Kreisen nicht überall auf Verständnis. Eines Abends schoss nach einer Veranstaltung ein Mann auf mich zu und sagte voll Bitterkeit: „Ich war fünf Jahre im Gefängnis in Bautzen. Was ich da durchgemacht habe, können Sie sich nicht vorstellen. Sie haben kein Recht, Honecker zu vergeben.“

Ich antwortete: „Ich habe Honecker auch nicht vergeben, was er Ihnen angetan hat. Ich habe ihm nur vergeben, was er mir angetan hat. Was er Ihnen angetan hat, das müssen Sie ihm selber vergeben. Und wenn Sie Honecker nicht vergeben, frisst die Bitterkeit Ihres Herzens Sie auf.“ Der Mann schwieg einen Moment und sagte dann: „Sie haben recht. Ich muss vergeben, und ich will vergeben.“

 

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