Judah Ben Hur reitet neben seinem Halbbruder Messala um den Sieg. So beginnt der Film. Da bewegen sich beide in größter Ge-
schwisterliebe lachend und scherzend bei einem Freundschaftsduell. Diese Bilder brennen sich ein, wenn man um das spätere
Wagenrennen weiß. Dort nämlich sind beide gewillt, das Leben des anderen für den eigenen Sieg zu opfern.
Bruderhass
Messala ist nach Jahren als Heerführer zurückgekehrt, um nun die Stadt Jerusalem zu kontrollieren. Da hat es einen Anschlag auf Pontius Pilatus gegeben, ausgeführt aus dem Hause von Judah Ben Hur. Keiner der Familie war beteiligt, der Täter entkam. Judah musste sich stellen, um seine Familie zu retten. So endete er auf einer Galeere, angekettet als Ruderer. Viele Seemeilen entfernt wurde Rache zur treibenden Kraft für sein Überleben. Später erhält Judah die Chance zur Rache in der gesetzeslosen Arena. Nicht erst hier, schon den ganzen Film über fragt man sich, wie Judah seinen Durst nach Vergeltung stillen könnte.
Das Wagenrennen ließ hoffen, doch selbst nach seinem Sieg werden beide Brüder aus der Arena getragen, ohne dass sich etwas verändert hätte.
Der Gewinn war demnach ein vergeblicher Versuch, zum inneren Frieden zu kommen.
Rache oder Versöhnung?
Als Judah in Ketten lebte, wollte er nur noch eines: Rache als Ventil für seinen Hass, der in ihm loderte und ihn zäh machte. Bis er neben seinem Bruder in der Arena reitet und den Sieg einfährt.
Beide überleben, doch beide finden keinen Frieden.
Das Miteinander von Menschen ist nie leicht. Weder in Israel noch in Deutschland. Der Wettbewerb um Ansehen und Macht beschäftigt uns ebenso, wie er die Römer angetrieben hat.
Das gegenseitige Mitfühlen bleibt dabei oft auf der Strecke, ebenso die Bereitschaft zur Versöhnung. Jeder kämpft für sich. Es ist vermutlich nicht so, dass unser Leben von Rache oder Hass geprägt ist. Doch wenn wir grobe Benachteiligungen erlebt haben,
schwer betrogen oder misshandelt worden sind, können bei uns auch mal die Sicherungen durchbrennen oder eine lang andauernde Wut in uns lodern und das Leben unerträglich machen.
Wie ging Jesus mit Unrecht um?
Im Film wirft sich Jesus in einer Szene auf einen älteren Mann, der gesteinigt werden soll. Er schützt ihn so lange mit seinem eigenen Körper, bis keine Steine mehr fliegen. Jesus verkörperte die Botschaft, von der er sprach: „Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.“
(Lukasevangelium 19,10) Es ist Jesus, der die Menschen anders sieht und behandelt. Er verurteilt nicht, er schützt.
Er lässt keinen umkommen, er rettet. Das ist der Charakter von Jesus.
Kraft zur Versöhnung
Wer die Versöhnung mit Gott erfahren hat, kann auch den Mut aufbringen, seinen Mitmenschen Versöhnung anzubieten. Das erlebt Judah Ben Hur, als er vor dem Kreuz kniet, an dem Jesus stirbt. Jesu Worte waren eindeutig und revolutionär: „Vater,
vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Er vergab jenen, die für seinen Tod verantwortlich waren. Welche Versöhnungstat könnte größer sein?
Dieser Jesus inspirierte Judah, es ihm gleich zu tun und sich mit seinem Bruder zu versöhnen. Die Bibel weiß, dass Versöhnung viel Mut und große Liebe erfordert. Aus menschlicher Sicht ist eine Vergebung, wie sie Jesus oder Judah vollbrachten, eigentlich
unmöglich. Und wer von solchen Hassgefühlen geplagt wird, kann diese kaum überwinden. Darum ist Gottes Angebot etwas Besonderes, weil wir mit Gott eine Freundschaft starten können, die diese Kraft zur Versöhnung freisetzt.
Im 2. Korintherbrief Kapitel 5, Vers 20 werden wir aufgefordert: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“
Das ist das Prinzip beim Wagenrennen.
Im Römischen Reich vergnügten sich die Leute an diesem in Mode gekommenem Extremsport, sowie wir heute einen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre verfolgen oder Videos von Leuten anschauen, die ohne Sicherung auf Baukränen balancieren. Das Prinzip „Wenn du es vermasselst, stirbst du!“ faszinierte damals wie heute.
Viele Menschen erinnern sich an das berühmte Wagenrennen, wenn sie „Ben Hur“ hören. Auch wenn diese Szenen im
aktuellen Film wieder unvergesslich auf die Leinwand gebracht werden, so nimmt uns der Film hauptsächlich mit in das Leben von
Judah Ben Hur, der sich in einer Welt voller Hass, Gier und Machtstreben auf die Suche nach Frieden macht. Der Regisseur Timur