Wie groß ist Ihr Gott?

Dr. Henry Norris Russel, Astronom bei der Uni Princeton, sprach in einem Vortrag über die Milchstraße. Er beschrieb die Größe einer einzigen Galaxie. Am Ende des Vortrags kam eine Dame auf ihn zu und bemerkte: „Wenn unsere Welt so klein, und das Universum so groß ist, können wir noch glauben, dass Gott sich um uns kümmert?“ Der Wissenschaftler antwortete: „Das hängt allein davon ab, wie groß Ihr Gott ist.

Autor unbekannt (Teismann)

Kommentare

  1. ali

    Bitte stellt euch einmal vor, ihr hättet einen Sohn. Diejenigen von euch, die tatsächlich einen haben, bitte ich darum, dass ihr euch vorstellt, ihr hättet noch einen. Das ist sehr wichtig. Denn ich werde gleich einige sehr üble Dinge über ihn erzählen und dann ist es gut, dass es ihn nicht gibt.

    Zunächst einmal ist euer Sohn noch sehr klein. Er lernt gerade laufen. Macht seine ersten Schritte und sieht unglaublich putzig aus. Manchmal fällt er hin. Ihr helft ihm wieder auf die Beine und seid stolz auf euren Nachwuchs. Er entwickelt sich erst einmal ganz normal.
    Nach einigen Jahren macht ihr aber die Entdeckung, dass in eurem Sohn ein Potential schlummert, das euch Sorgen macht. Irgendetwas treibt ihn an, Dinge zu tun, die man nicht stolz beim Kaffeetrinken mit der Verwandtschaft weitererzählt. Zunächst glaubt ihr noch, dass er einfach nur zu viel Energie hat und deswegen die anderen Jungen immer schlägt. Ihr tröstet euch damit, dass er deswegen lügt, weil er Wahrheit und Phantasie noch nicht trennen kann. Ihr hofft, dass sich das auswächst, aber seine Bösartigkeit wächst mit.
    Nach einiger Zeit kommen die ersten Diebstähle dazu. Zunächst sind es ein paar Kaugummis im Supermarkt, dann die ersten Zigaretten und der Alkohol. Immer öfter wird er von der Polizei nach Hause gebracht.
    Ihr setzt euch für ihn ein. Versucht, mit ihm zu reden, gebt ihm alle eure Liebe und Aufmerksamkeit, aber er ändert sich nicht. Statt auf euch zu hören, macht er sich gegenüber seinen Freunden nur über euch lustig.
    Nach und nach entwickelt sich euer Sohn zu einem handfesten Kriminellen. Immer öfter fehlt in eurem Portemonnaie Geld und die ersten Wertsachen aus der Wohnung verschwinden. Wenn ihr ihn zur Rede stellt, schreit er euch an, dass ihr ihn in Ruhe lassen sollt.
    Mit 18 Jahren zieht er von zu Hause aus. Er sagt euch nicht, wo er jetzt wohnt. Zu Weihnachten gibt es noch nicht einmal eine Karte von ihm. Aber er bricht den Kontakt nicht völlig ab. Immer, wenn er Geld braucht, dann meldet er sich bei euch. Erst ganz freundlich, aber wenn ihr nicht sofort auf seine Bitte eingeht, schreit er euch wieder an und greift schließlich selbst in die Kaffeedose, wo ihr das Haushaltsgeld immer aufbewahrt. Wenn es ihm schlecht geht, will er eure Hilfe, aber wenn es ihm gut geht, dann will er euch nicht kennen.

    Versteht ihr jetzt, dass es gut ist, dass ihr euch diesen Sohn nur ausgedacht habt? Gut, dass ihr so einen Sohn nicht habt.

    Im Alten Testament gibt es einen Text, in dem Gott sagt, dass es bei ihm anders ist. Er hat so einen Sohn. Und nicht nur einen, sondern Tausende. Und sie verhalten sich fast so, wie ich es euch gerade beschrieben habe.

    Text: Hosea 11, 1-7

    Gott nennt sein Volk Israel hier seinen Sohn. Er sagt, wie sehr er es geliebt hat, als es noch jung war.
    Er war es, der seinem Volk das Laufen beibrachte und es immer wieder in Schutz nahm, wenn Gefahr drohte.
    So wie ein Vater sein Kind auf den Arm nimmt, wenn ein großer Hund sich nähert oder eine gefährliche Straße überquert werden muss.
    Aber der Sohn Israel dankt es seinem Vater nicht. Sie haben ihm den Rücken zu gekehrt, ihm den Respekt und die Liebe verweigert, die er verdient hat. Statt Gott, ihren Vater, zu lieben, taten sie Dinge, womit sie vor ihm schuldig wurden. Er befreite sie aus der Sklaverei. Sie bauten sich Götzen und beteten sie an. Er beschütze sie vor Feinden. Sie versuchten, Gott zu vergessen. Sie stahlen ihm kein Geld, aber die Ehre, die ihm gebührt. Sie schlugen ihn nicht ins Gesicht, aber sie wandten ihm den Rücken zu.

    Mal ganz ehrlich, wäre es nicht verständlich, wenn Gott sagen würde: „Ich reiß mir für die sämtliche Beine aus und sie machen sich über mich lustig. Ich versorge sie, ich beschütze sie, ich überschütte sie mit meinem Segen, und sie beten lieber irgendwelche Steinfiguren an. Jetzt reicht es! Sollen sie zusehen, wie sie alleine klar kommen. Ich bin nicht mehr ihr Gott.“

    Wäre es nicht absolut verständlich, wenn Gott so handeln würde? Aber Gott reagiert ganz anders.

    In Vers 8 heißt es: So ist Gott.
    Wenn er sich einmal dafür entscheiden hat, einem Menschen treu zu Seite zu stehen, dann geht er niemals weg. Und daran hat sich in den letzten 4000 Jahren nichts geändert.

    Vielleicht hast du Gott letzte Woche völlig aus dem Blick verloren. Du hattest einen Termin nach dem nächsten. Zu Hause gab es viel zu erledigen und deine Kinder haben dich voll und ganz in Beschlag genommen. In den letzten 7 Tagen hast du nicht einen Satz in der Bibel gelesen und selbst in deinen Tischgebeten warst du mit deinen Gedanken ganz woanders.
    Vielleicht hast du auch einige Dinge getan, von denen du hoffst, dass keiner jemals davon erfährt.
    Und heute Morgen sitzt du hier, bist erschöpft und fühlst dich innerlich leer und vielleicht sogar schuldig.

    Du hast das Gefühl, dass Gott Lichtjahre von dir entfernt ist. Aber da irrst du dich!
    Er ist immer noch da. Er steht immer noch zu dir. Er hat dich auch in der letzten Woche nicht fallen gelassen. Egal was du tust, Gott sieht dich an und denkt sich:
    Vers 8
    „Doch wie könnte ich dich aufgeben, Ephraim, wie dich im Stich lassen? Ich kann dich doch nicht vernichten wie die Städte Adama und Zebojim! Das Herz dreht sich mir um, wenn ich nur daran denke; mich packt das Mitleid mit dir.“

    Weil Gott ein treuer Gott ist. Der auch dann noch zu dir steht, wenn alle anderen gegangen sind.

    Dass Gott treu ist, ist vielleicht für dich kein neuer Gedanke. Das hast du schon oft genug im Gottesdienst gehört.
    In der Bibel gibt es Dutzende von Sätzen, die das immer wieder betonen.

    Aber hast du dich schon jemals gefragt, warum Gott eigentlich so treu ist? Warum Gott zu dir steht, selbst wenn du ihn jeden Tag enttäuscht?
    Warum hält Gott an uns fest wie Sekundenkleber?
    Warum hängt er an uns, wie ein Kind an seinem Teddy?
    Warum ist seine Treue und seine Liebe zu uns so unkaputtbar?
    Habt ihr euch das schon einmal gefragt?

    In Hosea 11,9 steht die Antwort. Dort heißt es:
    „Ich bin Gott und kein Mensch. Ich bin der Heilige, der bei euch wohnt.“

    Habt ihr das mitbekommen, was Gott hier sagt?
    Gott begründet seine Treue zu uns damit, dass er heilig ist.
    Weil er heilig ist, kann er uns niemals aufgeben.
    Weil Gott heilig ist, ist er treu.

    Wenn du verstehen willst, warum Gott bereit ist, jeden Tag neu mit dir zu beginnen, dann musst du verstehen, was es bedeutet, dass er heilig ist. Beides steht in einem direkten Zusammenhang.

    Ich glaube übrigens auch, dass das auf alle andere Eigenschaften Gottes zu trifft. Wir werden erst begreifen, was es heißt, dass Gott barmherzig ist, wenn wir verstanden haben, was es bedeutet, dass er heilig ist.

    Seine Liebe werden wir nur auf dem Hintergrund seiner Heiligkeit verstehen. Genauso seine Gnade, seine Freundlichkeit oder was auch immer.
    Kurz gesagt: Wir können Gott erst dann wirklich begreifen, wenn wir seine Heiligkeit begreifen.

    Darüber möchte ich heute und in den nächsten Wochen einmal nachdenken. Die neue Predigtreihe heißt:

    Leben mit Tiefgang – die Heiligkeit Gottes begreifen

    Heute möchte ich mit euch darüber nachdenken, was es bedeutet, dass Gott heilig ist.
    In der nächsten Predigt werden wir dann darüber reden, wie wir mit diesem heiligen Gott leben können. Gerade dann, wenn wir feststellen, dass wir ziemlich unheilige Menschen sind.
    Und in der dritten und letzten Predigt werden wir darüber sprechen, wie wir selber zu Heiligen werden.

    Mal ehrlich: Freut ihr euch auf das Thema? Klingt das für euch interessant?

    Ich kann mir gut vorstellen, dass einige von euch jetzt innerlich mit dem Kopf schütteln und denken: „Bitte Stefan, können wir nicht über etwas anderes sprechen? Irgendetwas, das wir direkt im Leben umsetzen können. Oder wenigstens etwas, das nicht so kompliziert klingt.“

    Ich gebe es zu, es wird nicht leicht werden. Ich werde dazu herausfordern, mit mir einige Gedankengänge zu gehen, die sehr steil, manchmal etwas eng und oft sehr kurvenreich sein werden. Unterwegs werdet ihr Hunger bekommen nach einem praktischen Bezug für euren Alltag – und ich habe keine Lunchpakete für euch.
    Aber ich gehe davon aus, dass wir am Ende dieser drei Etappen eine atemberaubende Aussicht genießen können. Unser Gottesbild wird größer und klarer sein.

    Mein Wunsch für diese Predigtreihe ist, dass in den nächsten Wochen unsere Liebe zu Gott wächst und wir etwas mehr davon verstehen, wie sehr er uns liebt.

    Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „heilig“ ist, dass etwas abgesondert ist.
    Etwas oder jemand ist also getrennt von allem anderen. Heilig ist etwas ganz Besonderes, das sich vom Rest unterscheidet und herausragt.

    Wenn die Bibel nun sagt: „Gott ist heilig“, dann drückt sie damit aus: Gott ist ganz anders, als wir es sind. Sein Wesen, seine Art, sein Charakter, sein Denken und sein Handeln – alles das ist größer als unser Denken.
    Gott ist kein Mensch und auch nicht Teil seiner Schöpfung, sondern er steht darüber. Er ist das Absolute in Person. Er ist der „Ganz Andere“. Der Unfassbare. Der Unerklärliche, eben der Heilige.

    Der Theologe Rudolf Otto hat vor gut 100 Jahren einmal den Begriff der Heiligkeit untersucht. Er kam zu dem Ergebnis, dass wir viel über die Heiligkeit Gottes aussagen können, dass aber am Ende immer etwas übrig bleibt, das sich jeder Beschreibung entzieht. Heiligkeit ist etwas, was wir mit Worten nicht fassen können. Es übersteigt unser Denken.
    Rudolf Otto gab diesem „Etwas“ den kreativen Namen „Plus“.
    Plus ist das, bei dem die Menschen nach Worten suchen und doch nicht zum Ausdruck bringen können, was sie eigentlich meinen.

    Diese Unerklärlichkeit und Unfassbarkeit Gottes wird an vielen Stellen schnell sichtbar.
    Überleg einmal. Auf der einen Seite hat Gott das ganze Universum geschaffen. Mit seinen Milliarden von Sonnensystemen. Er hat die Sterne, den Mond, die Sonne und die Erde gemacht.
    Es scheint so, als wäre Gott ein Gott, der in ganz großen Karos denkt. Aber gleichzeitig ist er ein Gott, der brennend an dir persönlich interessiert ist. Der wissen will, wie es dir geht. In der Bibel heißt es, dass er jedes Haar auf deinem Kopf gezählt hat. Gut, er ersetzt nicht jedes, aber er kennt es wenigstens.
    Er ist derjenige, der gleichseitig an allen Enden des Universums sein kann und im selben Augenblick deine tiefsten Sehnsüchte und deine größten Sorgen im Blick hat und sich darum liebevoll kümmern will.
    Gott hat die ganze Welt in seinem Blick und hört dir dabei geduldig zu, wenn du abends in deinem Bett zu ihm betest.
    Gott ist so groß, dass er sich für die kleinen Details deines Lebens nicht zu schade ist.

    Das ist ein Aspekt der Heiligkeit.
    Heiligkeit ist das, was unseren Verstand sprengt und unser Denken übersteigt. Eben Plus
    Es ist das, was uns für Gott begeistert und was in uns die Sehnsucht frei setzt, möglichst viel über diesen großartigen Gott zu erfahren.
    Heiligkeit Gottes bedeutet, dass Gott der „Ganz Andere“ ist. Der Gott, den wir nicht fassen können, den wir mit unserem Verstand niemals begreifen werden.

    Darum sagt Gott durch seinen Propheten Hosea: „Ich bin Gott und kein Mensch. Ich bin der Heilige.“
    Und bei Jesaja finden wir den Satz: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken. Und eure Wege sind nicht meine Wege.“

    Und je mehr wir davon begreifen, um so mehr werden wir über Gott staunen.

    Es gibt aber in der Heiligkeit Gottes noch einen anderen Aspekt. Und auch den verstehen wir oft nicht. Vielleicht wollen wir ihn auch nicht verstehen, weil er uns Angst macht.

    Ich nenne einmal ein Beispiel: In der Bibel wird uns beispielsweise von Nadab und Abihu berichtet. In 3. Mose 10,1.2 lesen wir über sie:
    „Zwei Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen ihre Räucherpfannen, legten glühende Holzkohle hinein und streuten Weihrauch darüber. Damit gingen sie ins heilige Zelt, und brachten dem Herrn ein fremdes Feuer. Sie taten es eigenmächtig, denn der Herr hatte es ihnen nicht befohlen. Da tötete der Herr die beiden durch ein Feuer. So starben sie dort im Heiligtum.“

    Warum macht Gott so etwas? Nadab und Abihu waren Priester. Ihr Vater Aaron war der Hohepriester des Volkes Israels. Ihre ganze Verfehlung bestand darin, dass sie Gott ein fremdes Feuer brachten. Wir wissen nicht genau, was damit gemeint ist. Es hört sich so an, als ob sie ein wenig mit der gottesdienstlichen Liturgie experimentierten. Sie hielten sich nicht ganz an die Regeln.
    Gut, es mag sein, dass es falsch war, was sie taten, aber haben sie deswegen gleich den Tod verdient?
    Im Text heißt es weiter:
    „Mose sagte zu Aaron: “Jetzt geht in Erfüllung, was der Herr gesagt hat: ‘Denen, die meine Nähe suchen, zeige ich meine Heiligkeit, das ganze Volk sieht meine Hoheit und Macht.'”. Aaron schwieg.“

    Ist stelle mir vor, wie Aaron um seine Söhne trauert. Wie sich seine Tränen mit den Fragen vermischen und er Gott nicht mehr versteht. Wie er wütend auf Gott und verzweifelt zugleich ist. Und in diesem Augenblick steht Mose ihm zur Seite und sagt: “Jetzt geht in Erfüllung, was der Herr gesagt hat: ‘Denen, die meine Nähe suchen, zeige ich meine Heiligkeit, das ganze Volk sieht meine Hoheit und Macht.'”

    Mose erinnerte Aaron an die Anweisungen Gottes. An die Weihe der Priester und an den Tempelkult. Gott hatte ganz klare Anweisungen gegeben. Jedes Gefäß im Tempel hatte seinen Vorstellungen zu entsprechen. Ganz klar hatte Gott gesagt, aus welchem Material die Gegenstände gemacht werden sollten. Und auch mit den Details des Rauchopfers waren die Priester genau unterreichtet worden.
    In 2. Mose 30,9.10 finden wir die Anweisung:
    Auf dem Altar dürfen nur die von mir erlaubten Duftstoffe verbrannt werden – keine anderen! Auch Tieropfer sowie Speise- und Trankopfer dürft ihr dort nicht darbringen.
    Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, muss Aaron den Altar von aller Schuld reinigen, die auf ihm lastet: Er soll etwas von dem Blut des Opfertieres an die Hörner des Altars streichen. Auch diese Anweisung gilt für alle künftigen Generationen. Der Altar ist in besonderem Maße heilig, er gehört mir, dem Herrn!

    Die Anweisung war klar. Nadab und Abihu wussten, was sie taten und sie wussten, was sie riskierten. Als sie ihr fremdes Feuer opferten, verstießen sie damit gegen die Anweisungen Gottes und verletzten somit seine Heiligkeit.

    Und dieser Aspekt der Heiligkeit bedeutet, dass er keine Schuld dulden kann.
    Natürlich macht diese Seite Gottes uns Angst, aber wir müssen es akzeptieren, weil auch sie dazu gehört.
    Weil Gott heilig ist, kann er das Krumme nicht gerade nennen, die Krankheit nicht als gesund bezeichnen und eben auch nicht die Schuld zur Bagatelle erklären.
    Er würde sich damit selbst verraten. Er würde aufhören Gott zu sein.

    Ich kann jeden verstehen, der sagt: „Das gefällt mir nicht. Ich will nicht, dass Gott so ist. Ich will nur seine liebevolle Seite sehen. Ich will über Gott staunen und nicht Angst vor ihm haben.“

    Die Geschichte von Nadab und Abihu passt nicht in unsere Vorstellung von einem gütigen und liebenden Gott. Sie scheint im krassen Widerspruch zu stehen zu einem Gott, der uns an anderen Stellen als der treue und barmherzige Gott beschrieben wird.
    So, als hätten wir es mit zwei unterschiedlichen Göttern zu tun – einem guten und einem grausamen. Einem Mr. Jackill und einem Mr. Hyde.

    Aber Gott ist der eine heilige Gott.
    Er ist der unendlich liebende und zugleich der zornige Gott.
    Der, der sich uns in der Bibel als der gute Hirte vorstellt und gleichzeitig als Richter der Welt darstellt.
    Der Gott, der in seinem Sohn Jesus einer von uns wurde und der gleichzeitig keine Sünde in seiner Gegenwart ertragen kann.
    Er ist der Gott, der geduldig auf uns wartet, wie ein Vater auf seinen verlorenen Sohn und gleichzeitig der eifersüchtige Gott, der auf sein Recht beharrt, dass wir ihn anbeten und kompromisslos gehorsam sind.

    Dass Gott heilig ist, bedeutet also, dass er auf der einen Seite uns ganz nah sein will und gleichzeitig sich uns immer wieder entzieht.
    Er ist der begreifbare Gott und gleichzeitig der Gott, den wir nicht mit unserem Verstand fassen können.
    Er ist alles in einem, ohne sich dabei zu widersprechen.

    Gott ist heilig.

    Ich habe einmal darüber nachgedacht, was es für mich bedeutet, dass Gott mir als der heilige Gott begegnet.
    Herausgekommen sind drei einfache Leitsätze:

    1. Ich kann über den heiligen Gott nicht verfügen

    Ihr kennt sicherlich noch das gute alte Kasperletheater. Und den Augenblick, wenn die Kinder im Halbkreis vor der Kulisse sitzen und sich der Vorhang öffnet. Manchmal erscheint dann erst der Seppel – der beste Freund vom Kasper. Manchmal erzählt er den Kindern, dass gerade etwas Schreckliches passiert ist und dass jetzt ganz schnell der Kasperle kommen muss, um zu helfen. Und dann sagt er den Kindern oft so einen Satz, wie: „Helft ihr mir, den Kasper zu rufen?“ Und dann schreien alle Kinder gemeinsam auf 3: „Kaaasper!“
    Und nach dem dritten Rufen erscheint dann der Kasper und ist bereit für ein weiteres großes Abenteuer.

    Ich beobachte das an mir, wie schnell ich so eine Seppelhaltung einnehme und glaube, dass ich nur laut genug rufen muss und schon kommt Gott angerannt und stellt sich mir ganz zur Verfügung.
    Wie schnell mein Leben von der Haltung bestimmt ist, in der ich mich frage: „Was kann Gott heute für mich tun?“
    Ich bin so manches Mal darüber erschrocken, wie voll meine Gebete oft mit Bitten sind und wie wenig Anbetung darin ist.

    Versteht mich nicht falsch: Natürlich will Gott unsere Bitten erhören. Wir dürfen ihm das sagen, was uns bewegt und er möchte derjenige sein, der unser Leben segnet. Aber ich habe festgestellt, wenn ich es aus dem Blick verliere, dass Gott heilig ist, dann wird er für mich der Kasper in der Kiste. Zu einem Funktionsgott, den ich nur rufen muss, und schon werden alle meine Probleme gelöst und anschließend kann er dann wieder in seine Kiste zurück.
    Gott wird so für mich zu einer Maschine, die zu funktionieren hat. Er ist dann nicht mehr der Gott, der für mich da sein will, sondern der für mich da zu sein hat.
    Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt, dass ich mich über Gott erhebe. Ich mache mich selber zu einem Gott und verlange von Gott, dass er meine Gebete zu erhören und mir zu dienen hat. Und wenn er es nicht tut, dann bestrafe ich ihn damit, dass ich ihm die Anbetung und Ehre entziehe, die ihm gebührt oder nicht mehr in den Gottesdienst gehe oder meine Bibel verstauben lasse.

    Wir können über Gott nicht verfügen. Wir können eine Gebetserhörung oder ein Wunder nicht einklagen. Weil ER der Heilige ist!

    Der zweite Leitsatz geht in eine ähnliche Richtung:

    2. Ich brauche Gott nicht zu verstehen

    Einer der Augenblicke, in denen ich Gott überhaupt nicht mehr verstand, war vor 12 Jahren. Damals starb mein Vater. Er war lange krank. Und wir haben viel und oft für ihn gebetet. Die Ältesten unserer Gemeinde waren bei ihm, haben ihm die Hände aufgelegt und traten vor Gott für ihn ein, aber er wurde nicht gesund. Und eines Abends saßen wir vor der Intensivstation. Der Arzt kam zu uns und teilte uns mit, dass mein Vater vor wenigen Minuten verstorben sei.
    Damals habe ich Gott nicht mehr verstanden. Wir haben doch gebetet! Die Bibel ist doch voll mit Zusagen, dass Gott diese Gebet erhören wird, wenn sie ernst gemeint sind – und sie waren von uns erst gemeint.
    Und als ich meinen toten Vater in seinem Bett liegen sah, da habe ich gedacht: „Gott, was soll das? Wie kannst du das zulassen? Was taugt ein Gebet, das du nicht erhörst?“
    Aber nachdem meine erste Wut etwas abgeklungen war, war ich bereit, Gott zuzuhören. Und an diesem Abend habe ich ihn gehört. Er hat sich mir nicht erklärt. Keine Entschuldigung. Er hat den Tod meines Vaters nicht begründet, aber er hat mir deutlich gemacht, dass es richtig und gut ist, so, wie es gelaufen ist. Ich habe Gott nicht verstanden und doch seinen Frieden erfahren.
    In dieser Nacht habe ich begriffen, dass Gott nicht erst dann das Richtige tut, wenn ich sein Handeln begreife. Seine Gedanken sind nicht meine Gedanken.

    Im Leben werden wir immer wieder einmal an Punkten ankommen, an denen wir Gott nicht mehr verstehen.
    Und vielleicht steckst du gerade genau in so einer Situation. Vielleicht bist du gerade davon überzeugt, Gott hätte einen Fehler gemacht. Oder du verstehst nicht, warum er nicht endlich auf deine Gebete reagiert.

    Aber weil Gott der heilige Gott ist, darum kannst du ihm vertrauen. Er macht keinen Fehler. Er greift nicht erst dann ein, wenn es zu spät ist. Er tut genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt. Auch wenn du es nicht verstehst. Weil er Gott ist und kein Mensch. Weil seine Gedanken nicht unsere Gedanken sind. Weil seine Wege anders verlaufen.

    3. Liebe und Gottesfurcht bilden eine Einheit

    Manchmal treffe ich unter Christen zwei Gruppen an. Für die einen ist Gott der liebende Vater. Der gute Freund, der ‚Big Daddy’, der wohlwollend und fröhlich an unserem Leben Teil nimmt. Manche nennen Gott ihren Papa und wenn sie von ihm reden, dann bekommen sie ein ganz strahlendes Gesicht.
    Ich bin gerne mit solchen Christen zusammen, weil sie ganz viel von der Liebe Gottes ausstrahlen. Und das wirkt auf mich ansteckend.
    Aber leider mache ich bei manchen von ihnen auch die Erfahrung, dass sie es nicht gerne hören, dass Gott heilig ist und dass wir ihm Ehre und Respekt schuldig sind. Der Begriff Gottesfurcht ist für sie ein leeres Wort, über das sie nicht nachdenken wollen, weil Gott für sie nur die Liebe in der Person ist.

    Andere Christen reagieren auf so eine Haltung sehr empfindlich. Für sie ist es wichtig, dass wir Gott ehrfürchtig und respektvoll begegnen. Gott als Papa zu bezeichnen wäre für sie reine Gotteslästerung. Gott ist nicht ihr Vater, sondern ihr Herr, dem sie zu dienen haben und den sie anbeten müssen. Wenn man ihnen sagt, dass Gott in sie verliebt ist, dann können sie damit nicht viel anfangen. Gott macht ihnen Angst und sie bleiben lieber auf Distanz.

    Ich denke, die Wahrheit liegt in der Einheit von beiden Gruppen. Weil Gott beides ist. Der liebende und der unfassbar große Gott. Liebe und Respekt gehören zusammen.
    Liebe ohne Gottesfurcht endet in der Beliebigkeit. Darin, dass Gott zum Kumpel wird, den man ruhig vernachlässigen kann. Den man nicht zu ernst nehmen muss. Der liebende Gott wird so zum lieben Gott, der immer freundlich lächelt, egal was wir tun.
    Und Gottesfurcht ohne Liebe wird zur Schreckensherrschaft. Lässt Gott im Licht eines grausamen Despoten erscheinen.
    Aber wenn wir Gottesfurcht und Liebe als Einheit begreifen, dann werden wir verstehen, wie groß und wunderbar Gott ist.

    So wird ehrfurchtsvolle Anbetung zur leidenschaftlichen Liebeserklärung!
    So wird ein gehorsames Leben mit Gott zu einem echten Genuss!

    Wisst ihr, die Heiligkeit Gottes erklären zu wollen, ist ungefähr so, als würden Blinde versuchen, die Schönheit eines Regenbogens zu beschreiben.
    Letzten Endes können wir nicht erklären, was es eigentlich bedeutet, dass Gott heilig ist.
    Wir können ein paar Aspekte nennen. Ein paar Eigenschaften der Heiligkeit. Aber was eigentlich damit gemeint ist, können wir nicht fassen.

    Wir können Gott nicht durchschauen. Weil er immer mehr ist, als wir mit Worten ausdrücken und mit unseren Gedanken erfassen können.
    Für Menschen, die im 21. Jahrhundert leben, ist das eine Erkenntnis, die weh tut. Weil wir doch meinen, so viel zu wissen und den Anspruch haben, alles verstehen zu wollen.

    Aber wir brauchen Gott nicht zu verstehen.
    Lasst uns das so annehmen, dass Gott heilig ist.
    Lasst uns seine Liebe genießen.
    Lasst uns ihm die Ehre entgegenbringen, die ihm gebührt.

    Stefan Piechottka

  2. Gott

    Gott ist Liebe und nichts als Liebe, von dem her befreit euch mal von dem Mensch gemachten Irrtum (und noch viel mehr Irrtümern), dass Gott bestraft, dass wir Sünder sind oder ähnlich. Wir alle sind Gott, egal welchen Weg wir wählen. Es gibt kein richtig oder falsch, denn für alles gibt es ein für und wider, so wie Nord uns Südpol. Ihr seid alle Gott, wir sind alle herrlich und werden alle geliebt so wie wir sind, denn wir sind Gott. Ihr könnt wählen, immer wieder auf´s neue ob Ihr wie Schafe einer von Menschen gemachten Religion folgt (keine davon kommt von Gott!) oder Gott folgen wollt. Habt keine Angst, den Angst stammt nicht von Gott, auch nichts böses und schon gar keine Hölle, Fegefeuer oder sonstigen Teufeleien. Gott ist reine Liebe und nicht mehr und nicht weniger! Ihr habt die Wahl… Gott ist immer und überall, wenn ihr euch befreit!

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